Hallo Leute!
Also einiges mal zur Klarstellung, weil ja nun wieder sämtliches hier durcheinandergequatscht wird:
Das mit den Girling-60-Kolben stimmt, hatte ich vergessen. Die Dinger hab ich 10 Jahre lang nicht mehr angefasst! Da vergisst man das schon einmal. 40 und 45 geht aber wohl schlechtlich, wenn die Bezeichnung Girling 60 lautet, wobei ich gerade auch nicht weiß, ob bei diesem Sattel die Angabe der Zahl mit der Gesamtkolbenfläche korrelliert. Aber egal, ist für mich sowieso uninteressant da ich die Sättel weder verwende noch sie empfehlen würde.
Für einen 54er Kolben gibt es ansich keinerlei Gesetz oder so. Schade nur, dass diesbezüglich wirklich dümmliches Gequatsche von Leuten kommt, die sich anscheinend weder mit der Theorie des ABS befasst noch jemals Druckmodulationsvorgänge in der Regelungstechnik bearbeitet, simuliert und gerechnet haben. Aber wie auch, sie begreifen ja nicht einmal das physikalisch korrekte Zustandekommens von dynamischen Radlastverschiebungen beim Bremsen. Aber jeder wie er kann ... oder auch nicht
Zum ersten:
Weder im 3B noch im 32B wurde ein Mark20 geschweige denn überhaupt ein ABS von Conti/Teves verbaut. Das ABS kommt in allen Varianten dieser Fahrzeuge von den Plattformlieferanten Audi und dort ist Bosch verbaut. Im 32B ein Dreikanal von Bosch und im 3B ein Vierkanal von Bosch. Dort verhält sich die Abstimmung auf die Kolbendurchmesser sicher gänzlichst anders als beim Conti/Teves. Aber das schrieb ich oben ja bereits!
Dann:
Der Golf Synchro war mit dem ersten Mark02 bis zum MJ87 tatsächlich an der VA mit einem 48er Kolben ausgestattet. Allerdings ist dieses ABS nur kurz verbaut worden, nämlich ein Jahr (zu erkennen an den zwei Abgängen aus dem Block zur HA), und dann auch 54er Sättel. Wohl gab es anfangs das Mark20 mit 20,64er oder 22,64er HBZ, später aber nur noch die 22,64er in allen Motoren (zuerst nur Rallye/G60). Aber das sind die HBZ-Durchmesser, die haben mit dem Rad-Kolbendurchmesser bezüglich der Qualität der ABS-Regelung nichts zu tun. Das muss man strikt auseinander halten. Sehr wohl bestimmen sie die Gesamtabstimmung der Bremse bezüglich Pedalkräfte und -wege. Die Bremskraftverteilung regeln sie nicht, weil bei VW keine gestuften HBZ verwendet werden. Für die ABS-Regelung sind sie gänzlich uninteressant weil ihr hydraulisches Volumen im aktiven Regelfalle durch ein Kugelventil vom Radkreis abgekoppelt und verschlossen wird. Daher kann das Pedal in der Reglung auch nicht mehr weiter treten! Das Rattern im Pedal sind die Rückförderstöße bei Druckaufbau im Regelzyklus des Bremskreises, weil das Pedal sonst bei der Regelung ziemlich augenblicklich aufs Bodenblech durchfallen würde.
Zum ABS-Thema selbst:
Noch einmal: sämtliche im Golf und Derivaten verbauten Systeme kommen von Conti/Teves/ATE/ITT (alles gleich, jenachdem wer's über die Jahre gerade besessen hatte) und sind auf 54er Kolbendurchmesser hin an der VA optimiert. Bei der HA ist ab dem Mark20 die Sache relativ uninteressant weil hier eine EBV Verwendung findet. Quizfrage Pink etc.: weiß eigentlich einer von Euch, wie das funktioniert? Wahrscheinlich nicht ... Wer ja nicht einmal weis, wie präzise Druckaufbau- und -abbauphasen der ABS-Regelungen abgestimmt sind und wie sie überhaupt funktionieren, dem ist eh nicht mehr zu helfen. Zur Erläuterung, warum der Kolbendurchmesser die einzige Rolle spielt und der Scheibendurchmesser so gut wie keinen Einfluss hat: Das ABS hat einzig die Möglichkeit, die Drücke im Radkreis zu modellieren. Da es allerdings den Radschlupf nicht direkt messen kann (davon träumen ABS-Entwickler seit 30 Jahren, Conti hatte mit dem Seitenwandtorsionssenor genau sowas vor, kam aber nie in Serie ...), muss es ihn zurückkalkulieren. Daraus bestimmt es sich aus dem ungebremsten Fall aus allen Radsensoren eine Referenzgeschwindigkeit X. Bei einem Bremsvorgang vergleicht es nun alle vier Radsensoren permanent mit der Referenzgeschwindigkeit. Ein blockierendes Rad stellt sich nun als "Ausreißer" dar und dann wird gehandelt. Es erfolgt unter ständiger Beobachtung der Radrehzahl ein großer Druckabfall durch absteuern des Radbremsdruckes. Dieser muss so groß sein, weil selbst auf Eis sich das Rad wieder zu drehen beginnen soll. Nun wird aber die Größe des Druckanfalles schon genau anhand der Radbeschleunigungen ermittelt. Auf Eis ist der Gradient also deutlich höher als auf Asphalt. Jedenfalls wird nach dem Druckabbau sofort wieder aufgebaut. Dies geschieht in Etappen. Es wird quasi immer ein Quäntchen Druck nachgelegt, dann das Rad beobachtet, dann eventuell neu nachgelegt oder eben der Zyklus wieder bei Blockierneigung von vorne begonnen. Ziel ist es, einen Radschlupf von ca. 10% - 15% einzustellen, weil die µ-S-Kurve dort ein Maximum hat, das Rad also dort die meisten Bremskräfte übertragen kann. Diese Druckab- und -aufbauphasen sind alles, was das ABS an Stellmöglichkeiten hat. Es kann also nur die Radbeschleunigungen dazu in Relation setzen. Was anderes geht einfach nicht. Diese Ab- und Aufbauphasen müssen nun so abgestimmt sein, dass unter allen Straßenbedingungen sich immer möglichst die 15% Schlupf einstellen. Es gibt noch viele andere Randbedingungen (EBV, stabiles Kurvenbremsen z.B.) auf die ich hier nicht eingehe weils den Rahmen sprengen würde, jedoch bestimmt der Kolbendurchmesser nun für ein Delta-p die entsprechende Kraftänderung an der Scheibe. Das muss aufeinander abgestimmt sein und ist es auch. Ein anderer Scheibendurchmesser selbst lässt die resultierenden Bremsmomente nicht in der Art wandern wie die Veränderung des Kolbens. Schließlich handelt es sich um Vollbremsdrücke von gut 180 bar. Das ist schon eine Menge. Das ABS muss eben dann gut korrelliert sein, wenn es den Druck um sagen wir ein Volumen x bzw. einen Druck p verändert, dass sich am Kolben in Verbindung mit dessen Durchmesser die entsprechende Zangenkraft einstellt. Sämtlich Regelungsfeinheiten des ABS sind daraufhin abgestimmt und das gerät alles durcheinander, wenn man an einem Mark02-20 andere Kolbendruchmesser an der VA fährt. Da gibt es nämlich keine EBV oder ähnliches. Das muss einfach passen!
Wer mir das nicht glauben will, der muss das nicht tun. Mir ist das ziemlich egal. Leute baut doch was Ihr wollt. Ihr fabriziert da den Krempel und nicht ich!
Die HA spielt beim Mark20 wegen der EBV weniger eine Rolle, wobei die 256er natürlich besser ist da der HA-Druck von der EBV nur zum Gesamtdruck abgesteuert, jedoch nicht über ihn hinweg zugesteuert werden kann. Wenn ich also selbst bei vollem Gesamtbremsdruck die HA nicht adäquat abbremse, verliere ich Gesamtbremsleistung. Aber auch die 226er Girling38 bekommt die HA zum Blockieren, erst recht in Bezug auf die dynamischen Radlastverschiebungen. Folglich ist das absolut ausreichend! Die größere Bremse verbessert eigentlich nur Ansprechverhalten und thermische Stabilität. Da geht die 226er doch arg in die Knie (weiß ich aus eigener Erfahrung), wenn man es krachen lässt. Für den Bremsweg bringt sie nur bezüglich des Ansprechverhaltens etwas, für den Dauervorgang dann nur zweitrangig etwas, falls eben Fading relevant wird!
@Wolfgang:
Es tut mir wirklich leid. Du heulst immer weinerlich herum dass Dich alle diskreditieren und angreifen und bringst in der Theorie, die seit Menschengedenken immer Basis jeder Wissenschaft und Knowhow ist einfach nur physikalisches Gulasch auf den Tisch. Dann wunderst Du Dich, dass Dir nur diejenigen nachäffen, die es sowieso nicht besser wissen ... Was soll ich dazu noch sagen ... Du missdeutest sämtliche Messergebnisse und Effekte, die im Zusammenhang mit Bremsanlagen im Automobil auftreten. Kannst Du Dir nicht vorstellen, dass es einfach einem Fachmann irgendwann zu dumm wird, andauernd mit Menschen zu diskutieren, die die Theorie gegen jedes Wissen missachten und sich dabei auch noch für die größten halten?
Zu den Effekten: Die dynamische Radlastverteilung bzw. die Verlagerung nach vorne hat ÜBERHAUPT nichts damit zu tun, ob ich ein Fahrzeug vorne oder hinten abbremse. Rein ÜBERHAUPT GAR NICHTS! Diesen Stuss schreibst Du immer wieder, obwohl nicht nur ich sondern andere bereits versuchten, Dich zu korrigieren. Aber oben kommt nichts an. Was soll ich dazu sagen? Sie ist einzig und alleine das Resultat der Gesamtabbremsung des Fahrzeuges. Die Bremskräfte wirken in Fahrtrichtung genau in Höhe des Reifenlatsches und wirken genau der Rollrichtung entgegen (Von Schräglaufwinkeln bzw. Schwimmwinkeln jetzt der Einfachheit halber mal abgesehen ...). Das ist nicht immer genau nach hinten denn ein gelenktes Rad kann auch in andere Richtungen Bremskräfte erzeugen als genau nach hinten! Einzig diese Kraft erzeugt über den Hebelarm der Schwerpunktshöhe in Z-Richtung ein abnickendes Moment und einzig dieses abnickende Moment stützt sich auf der Straße ab, indem an der VA die Radlasten höher und an der HA die Radlasten geringer werden. Wo nun die Kräfte in X-Richtung angreifen ist ABSOLUT unerheblich weil der Hebel immer senkrecht zur Kraft liegt und da bleibt es immer bei der Schwerpunktshöhe, egal ob nun vorne oder hinten! Da Du das anscheinend immer noch nicht begriffen hast, hier die Erläuterung: selbst wenn ich ein Fahrzeug ausschließlich über die Hinterachse verzögere, verschieben sich die dynamischen Radlasten nach vorne. Das ist Physik und im übrigen für jeden auch erfahrbar, wenn man einmal vorsichtig versucht, ein Fahrzeug über die Handbremse bis zum Blockieren der HA abzubremsen. Dann fiele einem nämlich auf, dass in dem Falle des Blockierens der HA die Gesamtabbremsung des Fahrzeuges deutlich geringer wäre als wenn man es rein über die Vorderachse abbremst. Dies kann man ja bekanntlich nicht versuchen, aber indirekt erfahren, weil man über eine Vierrad-Abbremsung deutlich mehr als das Doppelte der Verzögerung der HA erreicht. Wer auch genau beobachtet, kann ein Eintauchen des Fahrzeuges vorne beobachten. An dieser Physik ändert man nichts, indem man an der HA 420er Scheiben verbaut und vorne 200 ...
Übrigens:
Die Nickbewegung findet nicht um den Schwerpunkt des Autos statt, sondern um seinen sogenannten Nickpol. Der muss nicht im Schwerpunkt liegen und wandert bisweilen auch während verschiedener Bremskräfte ...
Die nächste Fehlbeobachtung kommt schon in dem Moment, wo behauptet wird, dass der Vorderwagen bei zu großen Bremsen vorne zu stark eintaucht. So ein Schwachsinn. Das Eintauchen vorne kommt bei McPherson und gleicher Abbremsung gleich zustande, egal ob nun vorne oder hinten gebremst wird. Ein vollverzögerter Golf taucht vorne immer gleich ein, egal ob er nun mit einer 288er oder einer 345er verzögert wird ...
Es kommt dem Fahrer oft nur so vor, weil sich die Hinterachse weniger stark absenkt, wenn sie schwächer abbremst. Aber bestimmt nicht, weil vorne überbremst wird. Und dieses Phänomen liegt an der Bremsabstützung, die bei einer Verbundlenkerachse hinten bei Bremskraft ein Einfedern bewirkt. Der Hinterwagen "senkt" sich also scheinbar bei Abbremsung ab. Dies tut er aber nicht, weil sich nach hinten die Radlasten verschieben und sich somit positiv im Sinne der Radlastverteilung auswirken könnten sondern einfach deswegen, weil die Bremskräfte in der Achse selbst ein abnickendes Moment erzeugen. Das ist die Reaktion der Hinterachse, die fahrzeugintern auftritt, sich jedoch keinesfalls in der Radlast am Latsch äußert. Wenn ich nun eine größere Bremse vorne habe, dann ist bei einer bestimmten Abbremsung die Einfederung vorne gleich, sie wirkt nur größer weil sich die HA nicht soweit absenkt da die Bremslastverteilung entsprechend weit vorne liegt. Mit einer entsprechenden Radlastverlagerung hat dies aber nichts zu tun, es ist einzig und alleine eine Reaktion der Achse auf die Bremskraft. Mit einer erzielbaren Gesamtabbremsung mit ABS spielt es aber gar keine Rolle, weil alle vier Räder kraftschlüssig verzögert werden können. Allenfalls ohne ABS wäre da natürlich eine übergroße Bremse vorne weniger ideal, weil eine solche VA vorzeitig zum Blockieren neigte während an der HA noch Steigerungen möglich wären. Aber wie gesagt, die mit der Einfederung und der Radlastverteilung hat die Bremskraftverteilung NICHTS mittelbar zu tun!
Die Einfederung generell ist nicht als Indiz dafür geeignet, ob eine dynamische Radlastverschiebung stattfindet oder nicht weil die Bremsmomentabstützung der verschiedenen Achskonzepte unter Bremskraft unterschiedliche Einfederbewegungen produzieren, die sich aber nicht in einer veränderten Radlast äußern. Vorderachsen federn zum Beispiel kaum ein, McPherson so gut wie gar nicht. Alles mit langen Hebelarmen deren Lagerpunkte logischer Weise VOR der Radmitte liegen wie Längslenker-, Schräglenker- und Verbundlenkerhinterachsen federn unter Bremskräften deutlich ein. Die sacken also trotz gleichbleibender oder sogar sinkender Radlasten ab !!!!!! Mehrlenkerhinterachsen sind da besser, deswegen nimmt man sie ja heute gerne!
Das bewirkt trotzdem, und das sei hier mit Nachdruck versichert, keine Radlastverschiebung nach hinten, die aus diesem Grunde eine übergroße Bremsanlage hinten rechtfertigen würde. Eine Bremsanlage, die hinten thermisch stabil ist, gut anspricht und die HA zum Blockieren bringt, ist mit ABS vollkommen hinreichend. Mehr Bremskraft ist an der HA eh nicht mehr zu übertragen. Im Golf würde sogar die Trommel genügen, von der reinen Bremskraft her gesehen.
Und nochwas: Wer ernsthaft erwägt, sein ABS auszubauen, dem ist eh nicht mehr zu helfen ...
Ich hoffe, dass die Mods das so stehen lassen, auch wenn es sehr offensiv geschrieben ist. Aber es zeigt eindrucksvoll, wie man sich mit Halbwissen und Unfug beharrlich in etwas verrennen kann. In diese Richtung ist dies mein letzter Artikel dazu. In dem anderem Artikel wurde schon aufwändig diskutiert. Ich habe auf den Blödsinn im Allgemeinen keine Lust mehr. Hinreichend habe ich erklärt, wer es nun nicht begreifen will, dem kann ich auch nicht mehr helfen. Ich hatte in dem anderen Artikel zum Beispiel empfohlen, sich das Buch "Dynamik der Kraftfahrzeuge: Antrieb und Bremsen" von Manfred Mitschke im Vieweg-Verlag, mal zu gute zu nehmen. Der Professor hat an der TU Braunschweig 25 Jahre lang Vorlesungen Fahrzeugtechnik Antrieb und Bremsen gehalten. Da kann man alle physikalischen Zusammenhänge nachlesen und auch nachvollziehen, sofern man das kann.
Wenn nicht halt eben nicht.
In diesem Sinne,
Matse
Nochwas:
Was hat die Einpresstiefe mit der Frage nach dem Plus-Fahrwerk zu tun oder nicht? Eine ET43 mit 25er Spurplatten ergibt eine ET 18, Plus-Fahrwerk hin oder her ... Von der totalen Sinnbefreitheit dieser Aktion brauche ich ja auch nicht mehr zu sprechen ... Da konstruieren Ingenieure mit irrem Aufwand einen negativen Lenkrollradius in die VAs hinein und die Leute verbreitern um 25 mm ...