Hallo Leute!
Ich habe einen guten Tipp:
Alle, die sich das bezüglich der ATE-57-Sättel noch einmal vergewissern wollen, die sollten mal bei Conti anrufen und sich zu der Mark-Entwicklungsabteilung durchrecherchieren. Die kann man ans Telefon bekommen (dauert zwar was) und die erläutern einem dies gerne auch einmal.
Ich habe mein Wissen aus Studium der Fahrzeugtechnik, Mark-spezifischer Fachliteratur, Regelungstechnik und Fachliteratur für Bremsentechnik.
Noch einmal ein Regelablauf.
Das ABS kann nicht proportional eingeregelte Bremsdrücke einstellen. Davon träumt man schon Jahrzehnte, konnte dies aber aufgrund von Kostenzwängen nicht realisieren, weil Proportionalventile über verhältnismäßig teuer sind. Es gibt somit nur eine Möglichkeit, nämlich die gleiche, wie sie bei der Einspritzanlage praktiziert wird. Man kann nur getacktet diskrete Zeitperioden lang Ventile voll öffnen und dann aus den ja vorher bekannten Volumenströmen Rückschlüsse ziehen, wieviel Volumen nun eigentlich aus einem Druckbehältnis (hier der gefüllte und belastete Radbremskreis) ab- oder zugesteuert wurde.
Und damit das gleich richtig verstanden wird:
Die Volumina, die bei den Mark-ABS-Systemen der Baureihen Golf III und IV nebst Konsorten pro zeitdiskretem Öffnungsinterwall entweder in den Bremskreis zu- oder aus ihn heraus abgesteuert werden, die sind auf ein Volumen eines 54er Kolbendurchmessers abgestimmt. Ganz einfach!
Ein ABS-Regelzyklus sieht ungefähr so aus, dass bei Blockierneigung der Bremsdruck erst stark abgemindert und dann langsam wieder angehoben wird. Erster Vorgang soll ein zum Blockieren neigendes Rad wieder ins Drehen versetzen. Später muss aber wieder an die Blockiergrenze herangeregelt werden, sonst würde ja nach dem ersten Einsatz der Druck weg sein und sich nie wieder aufbauen. Eine solche ganze Periode von starkem Druckabfall bis hin zum stetigen Erhöhen des Druckes bis zur erneuten Blockierneigung findet bei aktuellen ABS-Systemen bis zu 15 Mal in der Sekunde statt. Die einzelnen zeitdiskreten Perioden aber sind noch deutlich schneller, da zum Beispiel 10 kleine Druckaufbauperiödchen vergehen können, bis wieder Blockieren vorliegt und erneut aggressiv abgeregelt wird.
Wenn Ihr nun also die Kolbendurchmesser erhöht, dann verringert Ihr pro diskretem Zeitintervall die Druckveränderung. Es könnte nun also durchaus vorkommen, dass beim Bremsen auf Eis, Schnee, Nässe oder Schotter der Druckabfall zu langsam gerät und damit das Rad in zu hohe unproduktive Schlupfbereiche gerät. Das Maximum der übertragbaren Bremskraft liegt bei ca. 10% - 15%. Alles darunter oder darüber verringert die erzielbare Bremskraft und verlängert den Bremsweg. Weiterhin erhöht alles über 15% Schlupf deutlich die Untersteuerneigung bis das Fahrzeug in letzter Konsequenz selbst trotz ABS-Regelung in der Vollbremsung nahezu unlenkbar wird.
Überlegt nun bitte einmal. Das ABS weiß weder, ob es schneit, regnet, noch ob Öl auf der Straße liegt oder ob es beste Gripverhältnisse gibt. Und jedes Mal muss es präzise den Schlupf einregeln. Das ist alles haarfein abgestimmt und wird einfach zerlegt, wenn Ihr 57er Kolben verwendet.
Ihr kommt ja auch nicht auf die Idee, den Motor mit 350er Einspritzdüsen abzustimmen und hinterher 440er einzubauen. Beim ABS aber schon oder wie? Was soll den dieser Blödsinn? Die Folgen sind übrigens die gleichen. Der Motor hat nur die Möglichkeit, die 440er zu erkennen, wenn seine Lambdaregelung es vermag, 300% nach mager vom Kennfeld abzuweichen um auf Lambda 1 einzuregeln. Und der Motor hat wenigstens über die Lambdasonde eine Möglichkeit, die Gemischzusammensetzung über das Ergebnis des Abgases relativ direkt zurückzuermitteln und dann nach Möglichkeit gegenzuregeln.
Das ABS hat dies nicht, es misst in keinem Radbremskreis irgendeinen Druck. Es kann lediglich über einen Haufen an Abschätzvorgängen über die Raddrehzahlen versuchen, zurückzuschließen, was da mit dem Druck aktuell passiert. Und dazu muss es wissen, wieviel Druck sich in einem zeitdiskreten Schritt ändert. Das gerät einfach bei anderen Radbremszylindern durcheinander!
Also: Keine 57er. Das bringt nichts sondern verschlechtert nur alles!
Zum Mark20 und Russi:
Im Kabelbaum ist eine Kontaktbrücke eingewickelt. Diese verbindet am ABS-Stecker an der mechatronischen Einheit zwei bestimmte Pins miteinander. Im Golf sind es zwei Pins und im Passat zwei andere. Du musst also einmal diese Brücke umbeschalten und dann noch mit einem Diagnosekabel die Codierung noch ändern. Das ist alles!
Codieren würde ich es auf jeden Fall auf den Golf. Der Passat hat eine ausgeglichenere Radlastverteilung als der Golf was sicher die Einregelung der Hinterachse in dem jeweiligen Fahrzeug optimiert. Die Radlasten und anderen Fahrzeuggeometrien sind sich bei den Gölfen alle recht ähnlich. Eine Abstimmung für den Golf III funktioniert ohne Einschränkungen auch im Golf II. Die Passat-Abstimmung ist nicht ganz ideal. Funktionieren tut sie im Passat wie im Golf, beide haben 54er Sättel vorne und im Falle von Scheiben 38er hinten. Nur die Grundabstimmung passt eben für die EBV besser vom Golf!
Liebe Grüße,
Matse