Hallo dark_reserved!
Ich habe den ganzen Thread von Stefan und auch Deinen Thread mal durchgelesen und will auch meinen Senf dazugeben. Leider: da wird viel spekuliert aber keiner weiß irgendwie wirklich auch nur annähernd, wie das ESP nun im Detail funktioniert und was es alles benötigt. Anders kann ich mir so manche Aussage nicht erklären. Also mal folgendes:
Rein mechanisch ist es kein Problem, das ESP-Aggregat ansich zu montieren. Wie auch? Jeder, der ein paar Bremsleitungen bördeln kann und weiß, was wohin kommt, der bekommt das hin. Das gleiche bezüglich des Lenkwinkelsensors. Prinzipiell lässt sich der natürlich auch unten an die Lenksäule hinbauen. Theoretisch kann man ihn auch auf direkt auf das Lenkgetriebe bauen.
Prinzipiell ist das alles möglich, nur ist dies um ehrlich zu sein eine der dümmsten Schnappsideen, die ich da in diversen Threads gelesen habe. Der Lenkwinkelsensor greift über zwei mit Gummihülsen versehenen Bölzchen direkt auf der Rückseite in das Lenkrad ein. Somit muss das Lenkrad als auch die Lenksäule dafür vorgesehen sein. Sonst wird es reichlich schwierig, ein Widerlager für den Sensor zu bauen, der übrigens weder halbierbar noch auffaltbar und von vorne (oder eben vermeintlich dann von hinten) über die Lenksäule zu schieben ist. Dann müsste man auf der Lenksäule eine Platte anbringen oder ein Halter, der eben die beiden Bolzen des Lenkwikelsensors greift und den Drehring dreht. Das wäre irgendwie mit dem drehenden Teil der Lenksäule zu verbinden, natürlich ohne zu schweißen etc. etc. etc., passgenau, stabil ... unmöglich ...
Mit nicht dafür vorgesehenen Lenksäulen ist das ein ziemliches Ding der Unmöglichkeit. Zudem: KEIN TÜV-Prüfer dieser Welt würde so verrückt sein und seinen Kopf für eine solch dermaßen lächerliche Bastlerlösung herhalten. Das Ganze befände sich in Reichweite der Füße mit der Gefahr, den Sensor zu treten und ihn damit zu verbiegen oder sonst ähnlich zu beschädigen. No Way ...
Du hast nun Glück, dass Du eine G-IV-Lenksäule verbaut hast. Das ist natürlich wunderbar, dann kann der Lenkwinkelsensor dahin, wo er hin soll und wo er erwiesener Maßen und belegbar funktioniert. Ein Prüfer sollte, sofern er will, damit kein Problem haben.
Das Mark60 hat aber noch andere Komponenten. Praktischer Weise sind Querbeschleunigungs- und Gierratensensor beim Mark60 im Golf IV in der Lenksäule montiert und da Du die auch hast kannste alles ideal und technisch korrekt orientiert montieren! Bravo! Nur musst Du wegen des Bremsdrucksensors auch den dazugehörigen Hauptbremszylinder und wegen des inkludierten Bremsassistenten auch den Bremskraftverstärker eines Mark-60-Golf-IV verbauen. Was anderes wird in Kombination als ESP nicht laufen, als ABS schon. Im Golf IV gab es nun aber das Mark60 in D nicht als ABS, nur als ESP. Die entsprechenden reinen ABS-Varianten des Mark60 aufzutreiben sollte also echt schwer sein.
Bezüglich der Regelqualitäten wurde auch wild ohne Sinn und Verstand dümmlichst diskutiert. Natürich ist ein ESP penibelst nicht nur auf Spurweiten, Radstände und Radlastverteilungen angepasst. Es sind auch alle Eigenschaften zum Beispiel von Feder- und Dämpferraten im ESP hinterlegt und die werden entsprechend auch zur genauen Einregelung genutzt. Die Aussage, man könne ja Federn und Dämpfer tauschen ohne damit das ESP zu beeinflussen sind absolut dümmlichster Blödsinn von Menschen, die keine Ahnung haben, wie ein Fahrzeugmodell im ESP gerechnet wird und wie selbstverständlich Dämpfer- und Federraten Einfluss auf die Regelung haben. Jedes Fahrzeug mit ESP, an dem das Fahrwerk in seinen Feder- und Dämpferraten verändert wird, verschlechtert sich automatisch und im übrigen auch deutlich für jeden spürbar in der Regelqualität des ESP, sofern die Kenndaten nicht bei der Entwicklung und Applikation berücksichtigt wurden. Die Eingriffe funktionieren zwar nachwievor, geraten aber ungleich ruckiger und unharmonischer. Das kann jedem jederzeit vorgeführt werden. Und wer das nicht merkt, der fährt entweder sein Fahrzeug nicht in den Grenzbereich oder gleich so brutal und unsenibel über alle Grenzen hinweg hinein, dass das ESP eh nur noch Schadensbegrenzung betreiben kann.
Weiterhin geht die Lenkübersetzung in die Regelung des ESP mit ein. Im Prinzip ist dem ESP egal, wie weit das Lenkrad gedreht ist und wo der Fahrer hinlenkt. Es interessiert nur der Lenkwinkel der Räder. Da diese aber nun eben physikalisch kaum mit einfachen Möglichkeiten messbar sind und sie zudem über das Lenkgetriebe fest übersetzt mit dem Lenkwinkel in Verbindung stehen, hat man sich entschieden und das geht gar nicht anders, einfach den Lenkwinkel eben mit besagtem Lenkwinkelsensor zu messen und dann im ESP anhand der vorher ja bekannten Lenkübersetzung (der, der das Lenkgetriebe konstruiert, der legt das ja vorher fest ...) anhand der Fahrzeugkenndaten den Lenkwinkel in die Radlenkwinkel umzurechnen. Das gelingt aber nur mit dem dafür vorgesehenen Lenkgetriebe.
Hat das verwendete Lenkgetriebe eine andere Übersetzung als das, was vom ESP her vorgesehen ist, dann passt da gar nichts. Die Randlenkwinkel stellen sich dann nicht äquivalent zum Lenkwinkel ein. Das ESP merkt dies erst einmal nicht, da es die Radlenkwinkel ja nicht misst. Aber, natürlich erzeugen die Radlenkwinkel am Fahrzeug dann sofort die entsprechenden Gierreaktionen, und die misst das ESP natürlich absolut penibel mit dem Gierratensensor. Der effekt ist der folgende: solange man geradeaus fährt, ist alles ok. Jedoch schon bei kleinster Kurvenfahrt passen für das ESP die aufgetretenen Istgierraten nicht mit den gemessen Lenkwinkeln und den daraus errechneten Sollgierraten zusammen. Und schon beginnt das ESP, irgendwas zu regeln. Das schießt im Extremfall natürlich das stabile Auto ab. Also ein in höchstem Grade gefährlicher Zustand. Im Bestfalle merkt das ESP das permanente Delta und steigt dann aus. Dann geht die ESP-Lampe an und das war's mit der Fahrdynamikregelung bis zum nächsten Auslesen des Fehlerspeichers ...
Was ich jetzt nicht weiß, ist, wie sich die Lenkübersetzungen zwischen Golf II (gleich zu Corrado) und Golf IV unterscheiden. Hat man keine Servo, sage ich Dir auf den Kopf zu, dass sofort schief geht. Ohne Servo haben die Lenkgetriebe Übersetzungen von ca. 20:1, mit Servo so zwischen 16 und 17,5. Aber hätte zum Beispiel ein G-II eine Lenkübersetzung von 17,5 und der G-IV 16,5 oder 17, kannst Du es schon vergessen. Das geht nicht gut!
Deswegen hat der 2l-TFSI-OEM+-Umbau in dem weißen Golf II (den kennt wohl mittlerweile jeder ...) auch ein Lenkgetriebe aus dem Polo 9N. Mir wird zwar speiübel, wenn ich sehe, wie der den Aggregateträger, an dem nicht Hand angelegt werden darf, an bestimmten Stellen auffräst, um dem neuen Lenkgetriebe Platz zu schaffen und das dann verbaut, ohne überhaupt zu wissen, wie sich die Kinematik der 9N-Lenkung im Golf II verhält. Oi Oi, das ist schon wirklich hart an der Grenze und mir nicht klar, wie das zugelassen werden konnte ...
Du könntest natürlich mal die Lenkübersetzungen von Golf II, Corrado und Golf IV vergleichen. Sind sie gleich, hast Du Glück. Dann kann es wieder funktionieren. Ich meine, dem ESP ist es doch egal ob das Lenkgetriebe von Opel, Porsche oder VW ist. Hauptsache, die Lenkübersetzung passt ...
Du kannst übrigens kein Mark60 ab dem Golf V nehmen weil hier die Drehzahlsensoren vom alten passiven Induktivprinzip zum neuen Polblenden-Hallgeber-Prinzip wechselten. Beides ist untereinander nicht kompatibel, da eben das Lochblendenblech durch ein magnetisch aktives Polwechselblech ersetzt werden müsste. Der TFSI-Umbau hat dazu extra seine Radlagergehäuse aufgefräst ( , der Wahnsinn, ich hätte den für so eine Aktion standrechtlich erschossen, an DEM FÜHRENDEN FAHRWERKSTEIL SCHLECHTHIN Löcher hineinzufräsen ...) um die neuen Sensoren montieren zu können.
Also wie Du siehst, kann man vieles bauen, was irgendwie funktioniert. Nur bauen ist nicht die Kunst. Es so zu bauen, dass es legal zugelassen werden kann, DASS ist die Gunst!
Recherchiere einmal, bezüglich der oben genannten Zusammenhänge die Unterschiede zwischen Corrado und Golf IV. Wenn das alles so passt, Du die Lenksäule des G-IV hast, die Elektrik und Sensorik verbaust und die Lenkübersetzung passt, dann (und nur dann) steht dem ESP Mark60 nichts mehr im Wege ...
LG,
Matse
PS: Falls nicht schon geschehen, baue den Corri auf ein Plus-Fahrwerk um. Bis auf den leicht gestiegenen Nachlauf von 35 mm beim Plusfahrwerk auf 40 mm beim Golf IV ähneln sich diese beiden Fahrwerke nämlich fast nahezu. Die Richtung, die mit dem Plus-Fahrwerk begonnen wurde, wurde geometrisch im G-IV nur an die andere Fahrzeuggeometrie angepasst und verfeinert. Die Grundqualitäten stecken aber schon im Plus-Fahrwerk (minimierter Störkrafthebel, deutlich größerer Nachlauf und Nachlaufversatz etc. etc. etc. ...)