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Original von VRTom
Pink
Warum ist denn nur bei dir der HA Bremsdruck höher als bei den anderen Varianten?
Du nimmst da die Herstellerangaben zur Hand, soweit ok. Diese gelten aber nicht mehr, wenn ich vorne was verändere. Dann muss ich die Bremse sowieso neu einstellen oder?
Wichtig ist doch das er zuerst vorne blockiert. Mit mehr Moment auf der VA wird er das auch tun. Im Gleichzug kann ich aber auch hinten mehr draufgeben bzw das Verhältnis vorne/hinten angleichen, solange er immernoch vorne zuerst blockiert.
Berechne doch mal als Beispiel die 226mm Scheibe mit 45bar Druck. Ich bin gespannt.
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VRTom,
Fakt ist, wenn die Bremskraftverteilung zu "VA-lastig" ist, kann man hinten kaum noch Bremskraft übertragen, da hier durch dieses Ungleichgewicht die dynamische Achlastverlagerung begünstigt und somit der "Ausfedereffekt" sehr groß ist.
Prüfdrücke gem. VAG-Leitfaden: 50 bar VA = 30-36 bar HA (bei Scheibenbremse)
Das Auto (Schwerpunkthöhe, Achslasten, Bremsenabstimmung / HA-Bremskraft) gibt die notwendige VA-Bremskraft vor, bis die VA blockiert. Erhöhe ich nun nur vorn das Bremsmoment (Kolbenfläche x Bremsdruck x Hebelarm) durch eine größere Scheibe mit größerem Kolben verringert sich der benötigte Bremsdruck entsprechend, bis das Rad blockiert.
Aufgrund des geringeren Gesamt- / Blockierdruckes habe ich auch hinten eine geringere Bremskraft. Somit ergibt sich eine geringere Gesamtbremskraft. Ein weiterer (ungewünschter) Effekt ist hier, das sich durch das größere Ungleichgewicht der Bremskraftverteilung die dyn. Achslastverlagerung erhöht, d. h. das Auto hebt sich hinten weiter aus den Federn. Dadurch neigt jetzt auch die kleine VAG-Mini-Scheibenbremsanlage zur Blockade, da kaum mehr Anpressdruck vorhanden ist.
Um das zu verdeutlichen das Beispiel mit dem Rollenbremsprüfstand. Hier wird die (gewichtsabhängige) Kraft bis zum Blockieren gemessen. Erhöhe ich die Achslast (voller Kofferraum) fällt der Wert höher aus als mit leerem Kofferraum. Imitiere ich jetzt die dynamische Achslastverlagerung durch ein, mittels Flaschenzug, angehobenes Fahrzeugheck, wird die Bremskraft, die nötig ist um die Bremse zum blockieren zu bekommen noch geringer ausfallen, als mit leerem Kofferraum. Deshalb neigen die kleinen VAG-HA-Systeme, durch die hohe dynamische Achslastverlagerung, leicht zum Überbremsen, ohne groß in den Abbremsvorgang eingewirkt zu haben. Dies ist speziell bei Fahrzeugen der Fall, die vorn eine wesentlich größere Bremsanlage haben.
Blockierdruck bei meiner OPEL Bremsanlage 300 RS (VA: 296x28mm / Girling 57 - HA: 279x10,5mm / Festsattel ø 40mm): 40 bar
Wenn ich jetzt an der HA ein höheres Bremsmoment habe, erziehle ich eine größere (unterstützende) HA-Kraft, die der dynamischen Achslastverlagerung entgegen wirkt und das VA-System kräftiger unterstützt, bzw. entlastet. Durch diesen Effekt hebe ich die Blockiergrenze an der VA deutlich an und kann so über den höheren System- / Pedaldruck mehr Bremskraft auf die Straße übertragen, bis auch hier dann die Räder blockieren.
Somit habe ich eine höhere Bremskraft zur Verfügung, die sich in einem kurzen Bremsweg und einer geringen Bremszeit bis zu Stillstand auswirkt.
Aus der heutigen Sicht würde ich bei der 300 RS Anlage eine 294mm HA-Scheibe verwenden, die wohl im Sommer 2009 produziert wird. Diese kann dann auch für die Golf-Modelle verwendet werden.
Welches Beispiel meinst Du? 45 bar Bremsdruck wirst Du bei einer VA-lastigen Abstimmung (VA Bremskraft um 80%) kaum erreichen.
MfG
Wolfgang