Turbo-Diesel-Tuning
Richtiges Tuning schließt das Auto als Ganzes ein, d. h. es sollten später alle Komponenten optimal aufeinander abgestimmt sein. Zuerst müssen somit die Bremsanlage und das Fahrwerk an die gewünschte Leistung angepaßt werden.
Erst dann beginnt das eigentliche Motortuning, wobei beim TD noch einige vorbereitenden Arbeiten zu machen sind, wenn man sich standfeste Leistung ohne Einschränkung der Lebensdauer des Motors wünscht.
1. Bremsanlage
Aufgrund des gestiegenen Verkehrsaufkommens sollte man im eigenen Interesse die bestmögliche Bremsanlage für sein Auto wählen! Wer hier spart, zahlt später doppelt, da die Repartur des Unfallschadens meist höher ausfällt, als eine gute bzw. bestmögliche Bremsanlage!
Da die Serien-VAG-Bremsanalgen sehr preisgünstig zu bekommen sind, empfehle ich jedem TD-Fahrer die G60 Anlage (VA: 280x22mm - Girling 54 / HA: 226x10mm - Girling 38 / THZ: 22,2mm / BKV: 9") zu verwenden.
Wer eine bessere Bremsleistung wünscht, kann alternativ an der HA meine Sonderkonstruktion im Ø 279x10,5mm in Verbindung mit dem Seriensattel, einem THZ im Ø 23,81mm und 35/3 Bremskraftregelrn verwenden.
W.w. kann an der VA die Sonderscheibe 276x25mm in Verbindung mit dem Girling 60 Doppelkolbensattel verwendet werden. Damit hat man dann das Optimum für 15" Bremsanlagen erziehlt. Beim Girling 60 Sattel muß man jedoch überprüfen, ob die gewünschte Felge noch verwendbar ist.
2. Fahrwerk
Die höheren Anforderungen an das Fahrwerk können im besonderen durch härteverstellbare Stoßdämpfer, die mit Serienfedern gefahren werden können, aufgefangen werden. Ich persönlich habe mit härteverstellbaren Stoßdämpfer sehr gute "Erfahrungswerte" gesammelt.
Da der damalige Lieferant diese Dämpfer nicht mehr liefern konnte, wurden diese aus unserem Programm genommen. Letzte Woche habe ich einen neuen Lieferanten für härteverstellbare Dämpfer gefunden. Für meine Fahrzeuge habe ich diese jetzt bestellt. Die Dämpfer können 36fach in Zug- und Druckstufe verstellt werden. Die Dämpferkörper sind verzinkt, die Abdichtung erfolgt über doppelte Dichtungen.
3. Getriebe
In Abhängigkeit von der erziehlten / gewünschten Leistung ist die Getriebeübersetzung anzupassen, da der TD-Motor nicht wesentlich höher drehen kann. Somit erziehlt man mit einer Leistungssteigerung in Verbindung mit der originalen Getriebeübersetzung in erster Linie Beschleuningung. Die Engeschwindigkeit wird sich nicht groß verändern.
Es kommt aber immer drauf an, wie das Fahrzeug eingesetzt und gefahren wird.
Für mein G2-Syncro Projekt, der einen 1,9 TD Motor bekommt, habe ich mir ein CTT-Getriebe vom G3-TDI-Syncro besorgt, da ich mit dem originalen Syncro-Getriebe, unabhängig von der Leistung, bei Nenndrehzahl des Motors gerade einmal 148 km/h erreichen würde. Das CTT-Getriebe ist so abgestimmt, das ich bei Nenndrehzahl eine Geschwindigkeit von 209 km/h erreichen kann. Der 1,9 TD Motor wird ca. 130 PS + ? nach der Leistungskur haben.
4. Motor-Vorbereitung / Motorkühlung
4.1 Ölkühleranlage
Das Temparaturniveau ist bei diesem Motortyp eigentlich zu hoch, warum wird weiter unten erläutert.
Um das Temparaturniveau zu verringern werden eine thermostatisch gesteuerte Ölkühleranlage und ein Ladeluftkühler benötigt. Der Ölkühler sollte möglichst im Fahrtwind positioniert sein, um eine bestmögliche Wirkung zu erziehlen.
Ich habe einen Racimex Thermostat-Adapter verwendet. Jedoch kann dann der originale Ölfilter nicht weiter verwendet werden. Der Ölfilter vom 1,9 TDI-AFN paßt optimal. Besser wäre noch ein etwas dickerer, den habe ich aber noch nicht gefunden.
Referenznummern für AFN-Ölfilter:
Mann: W 830/1
Mahle: OC 262
VAG: 028 115 561 B
Ford: 1037150
Der von mir verwendete Ölkühker stammt aus einem Opel Omega 3,0-24V.
4.2 Ladeluftkühler
Der Ladeluftkühler reduziert die Ansauglufttemparatur bis zur Umgebungstemparatur, wenn die Abmessungen entsprechend gewählt werden.
Grundsätzlich gilt: Pro 0,1 bar Ladedruckerhöhung erhöht sich die Ansaugluftemperatur um 10° C! (ohne LLK)
Jedoch muß man in Kauf nehmen, das der max. Ladedruch (LD) um bis zu 30% sinkt. Mein LLK, gefertig aus einem G1-1,6D-Wasserkühler reduziert die Ansaugluftemperatur auf Umgebungslufttemperatur. Ohne LLK hatte ich eine Ansauglufttemp. von 160° C bei 1,6 bar LD gemessen, am gleichen Tag mit LLK, gleiche Bedingungen, 20° C bei 1,2 bar!
LD-Druckabfall: ca. 0,4 bar mit LLK, da das zu kompremierende Luft-Volumen entsprechend größer ist.
Zusätzlich könnte man einen Wasserkühler mit höherem Wärmeausgleich anfertigen lassen, das bekämpft aber nicht die Ursache des zu hohen Temparturniveaus.
Hier endet allgemein das "Kühlungs-Latein" der "Fachleute".
Ich gehe jetzt einen ganz entscheidenden Schritt weiter, der sehr effektiv ist, jedoch "Arbeit" mit sich bringt.
4.3 Zylinderkofdichtung
Die Zylinderkopfdichtung ist das Problem! Die Durchlässe für die Wasserkanäle sind in den Dichtungen zu klein, mit der Folge, das sich ein Hitzestau im Zylinderkopf entwickelt, der auch diesem schadet! (Hitzerisse zwischen den Ventilen) Diese Tatsache viel mir auf, als ich binnen 10 Wochen 3x den Zylinderkopf bzw. die Dichtung wechseln mußte!
Im Block und Kopf sind die Öffnungen groß und übereinstimmend, nur die Dichtungsdurchlässe sind hier viel zu klein!
Als Konstrukteur war mir hier sofort klar, das sich dadurch das hohe Temperaturniveau erklärt, welches einfach, aber mit Arbeit verbunden, senkbar ist.
Bider: AAZ-Dichtung unbearbietet, Vergleichsbild der Öffnungen, Papierschablone
Ich habe mir dann von einem Zyl.-Kopf einen Bleistiftabstrich gemacht, hier zeichnen sich alle Öffnungen ab. Die Öffnungen habe ich ausgeschnitten und auf die Metall-Zyl.-Kopf-Dichtung des 1,9 TD - AAZ übertragen, die dann entsprechend ausgefräßt wurde. Die Dichtung muß dann zerlegt werden, damit man alle Bleche einwandfrei entgraten kann, beim Ausfräsen darauf achten, das die Beschichtung der Ober- und Unterbleche nicht beschädigt wird. Anschließend kann die Dichtung mittels M4 Schrauben wieder zusammengeschaubt werden.
Seit dem habe ich:
a) keinerlei Hitzeprobleme mehr
b) keine kaputten Zyl.-Kopf-Dichtungen mehr
c) einen Standfesten Motor der eine hohe Leistung verträgt
Das Temperaturniveau des Motors ist erheblich gesunken. Vorher hatte ich im Normal-Betrieb eine Temp.-Anzeige von 1/2 + eine Zeigerbreite in Richtung heiß, jetzt steht meine Temp.-Anzeige bei normaler Fahrt bei 1/4 des originalen Anzeigeinstrumentes, die Öltemperatur beträgt dann ca. 80° C in Verbindung mit einer thermostatisch gesteuerten Ölkühleranlage.
5. Zylinderkopf
Der Zyninderkopf (ZK) ist gegossen, der Gußansatz liegt genau zwischen den Ventilen. Da diese nicht bearbeitet sind, besteht hier eine große Spannungs-Riß-Gefahr.
Als Luftfahrtkonstrukteur kenne ich das Material Aluminium, welches ohne Nachbearbeitung sehr rißgefährdet ist. Diese unbearbeiteten Gußansätze lösen die hitzebedingten Spannungsrisse aus.
Ich habe meinen neuen Kopf gekauft und diesen in dem Bereich feinst ausgeschliffen und anschließend poliert. Die Rißgefahr ist hier um min. 95% reduziert worden.
Zusätzlich kann der ZK noch bearbeitet werden, d. h. Anpassung der Übergänge (ZK/ Ansaugkrümmer / Abgaskrümmer / aufweiten der Kanäle und Übergänge strömungsgünsstiger schleifen), welches die Mehrleistung zudem fördert.
6. Auspuff / Turbokrümmer
Ein Turbo-Motor braucht keinen Abgas-Gegendruck! So gesehen ist das originale Zwischenrohr zwischen Turbo und Auspuff eine gravierende (gewollte und leistungshemmende) Fehlkonstruktion, da der Durchlaß nur ca. 38mm beträgt.
Da es kein passendes, größeres original Ersatzeil gibt, muß man sich dieses Verbindungsrohr selbst in einem größeren Ø anfertigen.
Dann sollte es mit einem min. Ø 60mm Auspuff bis zum Endrohr weitergehen.
Durch die Verwendung der 60mm Auspuffanlage hat der Motor schon mehr Leistung / Drehmoment, da das Abgas schneller entweichen und der Turbolader so effektiver arbeiten kann.
7. Motorüberwachung
Zur Überwachung der Motorthermik verwende ich Zusatzinstrumente, im einzelnen:
Ladedruckanzeige
Öltemperaturanzeige (Geber in der Ölwanne)
Wassertemperaturanzeige (vom Zylinderkopf)*
*ww. kann man mit diesem Anzeigeinstrument auch die Ansauglufttemperatur messen, bedingt aber den Einbau eines Temperaturgebers in den Ansaug-krümmer und einen Umschalter.
Ein Drehzahlmesser wäre optimal, bis dato bin ich ohne ausgekommen, da mein G2 keinen hat. Jetzt habe ich mir einen besorgt, der wird in Kürze eingebaut.
Das waren die vorbereitenden Arbeiten zu einer weiteren Leistungssteigerung. Jetzt würde es mit der Ladedruckerhöhung und Dieselmengenanpaassung weitergehen, jedoch ist der Text zu lang.
Das ist mein Rezept zur Vorbereitung.
MfG
Wolfgang