Hallo,
ich halte da nichts von!
ÖKO-TEST November 2005
Test: Duftbäume
Ein Fall für Flensburg
Wer glaubt, Duftbäume seien ein Requisit vergangener Tage, der irrt. Die Pappschilder in Baumform baumeln auch heute noch in vielen Autos. Doch das Dufterlebnis geht kräftig auf Kosten der Gesundheit, wie unsere Testergebnisse zeigen.
Ein ganz und gar nicht erfrischender Tag in der ÖKO-TEST-Redaktion: Beim Öffnen der Tür schlägt einem penetrant-süßlicher Geruch entgegen. Bald klagt der eine oder andere Kollege über Übelkeit. Nein - eine Leiche haben wir nicht im Keller. Es handelt sich vielmehr um so genannte Autolufterfrischer, die unter einem Schreibtisch lagern. Da der Geruch in Nasen und Klamotten kriecht, ist Soforthilfe angesagt. Wir packen die Anhänger in Silberfolie und anschließend noch in mehrere Plastiktüten. Mit den Düften zieht auch die Story durchs Haus und so lassen einschlägige Geschichten zum Thema nicht lange auf sich warten: Von dem Nachbarn, der gleich zwei Duftbäume im Auto baumeln hat, oder der Kollegin, die kürzlich ein mühsam ergattertes Taxi wieder verlassen wollte - wegen der Duftbaumbelästigung. Ein Kollege kennt gar jemanden, der auf die Duftnote "New Car" steht.
Immerhin rangiert "New Car" auf Platz drei der "Wunder-Baum-Hitparade 2004" der Firma Böhm, die seit Anfang der sechziger Jahre Wunder-Bäume in Deutschland vertreibt. Was sich hinter dem Duft verbirgt, ist nicht schwer zu erraten - der Baum riecht tatsächlich ein wenig wie der Innenraum eines Neuwagens, nur intensiver. Wonach allerdings der Wunder-Baum "Kroatien" duftet, ist uns bis heute schleierhaft geblieben. Und ehrlich gesagt: Wir müssen es auch gar nicht wissen. Denn eben dieser Duft steht auf Platz 61 im Ranking und ist damit Schlusslicht in der Gunst der Duftbaumfans.
Weniger beliebt sind auch die Duftkreationen "Tutti Frutti", "EU", "Polen" und "Courage", die sich in der zweiten Hälfte der Hitparade tummeln. Dafür mögen es deutsche Autofahrer exotisch. "Vanille" ist für weit über 20 Prozent absoluter Spitzenreiter. Rund elf Prozent steht der Sinn nach "Sportfrische" und neun Prozent finden es cool, wenn es in ihrem Fahrzeug nach "grünem Apfel" riecht.
Doch nicht nur duftende Tannenbäume baumeln in bundesdeutschen Kraftfahrzeugen. Auch Fußballtrikots, Fußbälle, Äpfel und Blätter. Die Anhänger bestehen in der Regel aus Pappe oder einer Mischung aus Kunststoff und Pappe, die mit einer Duftlösung getränkt ist.
Wir wollten wissen, was in diesen sehr intensiv riechenden Duftmischungen steckt und haben 18 Produkte in die Labore geschickt. Beim Einkauf in Supermärkten, Baumärkten, Tankstellen und Drogerien besorgten wir die beliebtesten Duftnoten Vanille, New Car, Sportfrische oder Apfel.
Das Testergebnis
Für sieben Duftbäume ist die Note "ungenügend" geradzu schmeichelhaft. Denn sie enthalten hohe Mengen bedenklicher Stoffe, ein Teil davon gast aus und belastet die Raumluft. Nur geringfügig besser sieht das bei den zwei "mangelhaften" Produkten aus. Die besten Duftbäume schneiden mit "befriedigend" ab. "Sehr gute" Produkte gibt es in diesem Test leider nicht.
Die meisten Bäume geben fünf bis zwanzig Mal mehr flüchtige organische Verbindungen an die Innenraumluft ab, als es die Innenraumlufthygiene-Kommission (IRK) des Umweltbundesamtes (UBA) im Idealfall für Innenräume empfiehlt. Werte von 200 bis 300 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (µg/m³) sollten besonders im Hinblick auf empfindliche Personen wie Kinder oder Asthmatiker, angestrebt werden, rät die Kommission. Die von unseren Laboren gemessenen stark erhöhten Mengen über 3000 µg/m³ können zu Befindlichkeitsstörungen wie Kopfschmerzen oder Reizungen der Schleimhäute führen. Aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes sind aber auch VOC-Konzentrationen über 1000 bis 3000 µg/m³ auf Dauer riskant, da bislang keine umfassenden gesundheitlichen Bewertungen darüber vorliegen, wie sie sich auf den menschlichen Organismus auswirken. Generell rät das UBA von der Verwendung so genannter "Raumluftverbesserer" ab.
In einigen Produkten stecken zudem hohe Mengen über 1000 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) Duftstoffe wie Hydroxycitronellal oder Lyral, die Allergien auslösen können. Nitro-Moschus-Verbindungen verwenden die Hersteller zwar nicht mehr. Dafür wurden in vier Produkten bedenkliche polyzyklische Moschus-Verbindungen, teilweise gleich grammweise, nachgewiesen.
Ein weiteres Problem: Mehrere Produkte enthalten bedenkliche Phthalat-Weichmacher. Dabei handelt es sich in erster Linie um Diethylphthalat (DEP), das wohl als Stabilisator für die Duftstoffe eingesetzt wird. Absoluter Negativspitzenreiter ist der Car Jack Apfel Duftbaum. Er besteht zu mehr als einem Viertel aus DEP. Phthalate stehen im Verdacht, Leber, Nieren und Fortpflanzungsorgane zu schädigen und außerdem wie ein Hormon zu wirken.
Düfte nach Freiheit und Abenteuer
Endlich wissen wir, warum der Typ morgens an der Ampel wie verrückt hupt, ein anderer bei grün einfach weiterschläft, es manche auf der Autobahn nicht lassen können zu drängeln, und andere auf der linken Spur dahinschleichen. Sie alle schwelgen in Düften. Und die können sich auf das Fahrverhalten auswirken. Das fanden englische Forscher der RAC-Foundation, des britischen Automobilclubs, in einer Studie heraus. Nach ihren Ergebnissen sollte man auf Gerüche wie Kamille, Lavendel und Jasmin im Auto lieber verzichten - sie entspannen den Fahrer zu sehr. Aber auch Düfte nach Brot oder Fast Food sind nicht ohne. Sie wirken appetitanregend und sorgen so für einen konstanten Bleifuß - der Fahrer will schleunigst nach Hause und sich den Bauch vollschlagen. Parfüm- und Aftershavemischungen machen Lust auf ganz andere Dinge... Eher positiv wirken sich Gerüche wie Zitrone, Kaffee und Pfefferminze auf das Fahrverhalten aus, sie fördern die Konzentration und machen den Kopf frei. Auch der Duft "New Car" hat seinen Sinn. Denn riecht‘s in der Kiste nach neu, verhalten sich Autofahrer offenbar automatisch vorsichtiger.
Autor: Alexandra Ferenz
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Zudem diese duft dinger hier:
Wenn die auslaufen ist ende mit dem armaturenbrett es wird alles total verätzt!
Ich habe selbst schon bei einem kunden sowas gesehen!
Ich halte davon nichts!