Eine klare Kiste sollte den Menschen vor 30 Jahren deutlich machen, dass nach rund jetzt eckig angesagt ist. Denn als der Nachfolger des legendären Käfers im Jahr 1974 anrollte, trug er ein neues Design-Konzept zur Schau.
So wirklich klar war zu diesem Zeitpunkt aber nicht, ob der Neue mit den Kanten wirklich der erhoffte Erfolg werden würde. Bei der Entwicklung eines Nachfolgers des Käfers kam zunächst wenig Präsentables heraus: Die Projekte hießen EA, die Abkürzung für Entwicklungsauftrag. Es gab den EA 235, der mit etwas Fantasie an den späteren Golf erinnerte. Sogar eine große Heckklappe gab es schon und einen mit Wasser gekühlten Motor. Weil mehr Köpfe mehr Ideen haben, wurde auch Porsche beauftragt, wo man sich ein exotisches Konzept überlegte: einen Unterflurmotor mit Wasserkühlung. Der EA 266 hatte laut der in Mainz erscheinenden Zeitschrift Oldtimer Markt aber den Nachteil, dass er die Insassen intensiv an der Betriebstemperatur des Motors teilhaben ließ. Es folgte EA 276 mit einem Luft gekühlten Boxermotor. Statt nach Käfer-Art im Heck war er vorne eingebaut.
Im Jahr 1969 fiel dann die Entscheidung, dass der Neue einen Wasser gekühlten Vierzylinder bekomme sollte, vorne quer eingebaut. Zum Glück gab es so ein Aggregat bei der Tochterfirma Auto Union. Richtig in Schwung kam die Sache, als der Karosserie-Stylist Giorgio Giugiaro mit der Formenfindung beauftragt wurde. Hinter dem simpel wirkenden Design stecken viele Überlegungen, wie zum Beispiel beim Armaturenbrett: eine schlichte rechteckige Sache mit zwei runden Löchern für die Instrumente. Dieses Design nimmt die ausgefeilte Formensprache der Golffront auf.
Der Golf I wurde auf Anhieb ein Bestseller. Schließlich konnte er alles besser als der alte Käfer. Er machte nicht so viel Lärm, hatte eine Heckklappe und dahinter sogar einen Kofferraum. Selbst im Winter sorgte er mit einer Heizung für wohlige Temperaturen. Und die Motoren hatten mit 36 kW/50 PS oder 51 kW/70 PS eine ordentliche Leistung.
Schon 1976 war der Golf in Deutschland die Nummer Eins bei den Verkäufen, im Oktober 1976 waren schon eine Million Stück verkauft. Mit für den Erfolg verantwortlich ist auch, dass Volkswagen auf Basis der klaren Kiste frische Ideen umsetzte: Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt 1975 wurde der GTI vorgestellt - 81 kW/110 PS in einem kleinen und nur rund 800 Kilogramm schweren Auto. Mit bis zu 182 Stundenkilometern rauschte der GTI an jeder der üblichen Mittelklasse-Limousinen vorbei. Nach der Schnelligkeit entdeckte man die Langsamkeit und stellte 1976 den Golf mit Dieselmotor vor. Im Jahr 1979 folgte ein Cabriolet, das wegen des Überrollbügels bald den Spitznamen Erdbeerkörbchen bekam.
Doch auch wenn das Geschäft brummte, nicht alles war in jenen Jahren Gold: Der Golf hatte ein Rostproblem. Eine Ursache waren wohl die nicht besonders hochwertigen Blechen aus sowjetischer Produktion, die verarbeitet wurden. VW hatte das Problem früh erkannt. Und weil man nicht an jeder Ecke einen rostenden Golf sehen wollte, soll der Konzern von 1979 bis etwa 1981 den Händlern sogar «Fangprämien» bezahlt haben. Damit sollten möglichst viele der frühen Modelle aus den Jahrgängen 1974 bis 1976 von den Straßen gekauft werden.
Der Erfolgsgeschichte des Golfs tat das keinen Abbruch. Schon die erste Serie wurde immer weiter verbessert. Der Nachfolger Golf II kam dann 1983 auf den Markt. Manchmal packte die Entwickler dieser Golf-Generation der Übermut: Da war das Modell Country. Das wirkte, als hätte jemand den Wagenheber unter dem Wagen vergessen. Eigentlich sollte der Country eine höher gelegte Geländeversion des Golf für den Alltag sein. In der Golfgeschichte nimmt der Country heute den Platz des peinlichsten Fehlversuchs ein.
Aber der Golf verkaufte sich weiter bestens. Auf den Golf II folgte 1991 der Golf III, später auch als Kombiversion. Auch bekahm der Golf III als erstes Auto seiner Klasse einen 6 Zylindermotor verpasst, man nannte Ihn VR6! Der Golf IV schaffte dann das, was kaum jemand für möglich gehalten hatte 2002 sorgte er dafür, dass die Golf-Reihe mit 21 517 415 Stück den Käfer übertraf. Mittlerweile ist die fünfte Generation unterwegs, und es ist eine ziemlich klare Kiste, dass sie nicht die letzte sein wird.
Also, herzlichen Glückwunsch VW Golf!
Auf das dich noch viele kaufen werden!