- Welche Teile werden für die Vorderachse benötigt?
- Welche Teile werden für die Hinterachse benötigt?
- Welche Bremsen müssen/können vorn eingebaut werden?
- Welche Bremsen müssen/können hinten eingebaut werden?
- Welche Brems-Schläuche und Leitungen müssen/können eingebaut werden?
- Welcher Hauptbremszylinder wird bei Umbauten ohne ABS benötigt?
- Welches ABS-System wird benötigt?
- Wie entlüftet man ein ABS-System?
ACHTUNG: Arbeiten an Bremsen erfordern größte Sorgfalt! Wenn man noch unerfahren ist, sollte man besser die Hilfe einer Werkstatt in Anspruch nehmen! Ich weise hier noch einmal ausdrücklich darauf hin, daß ich keinerlei Haftung für evtl. entstandene Schäden übernehme - jeder ist für seine Arbeit selbst verantwortlich, diese Anleitung dient nur zur allgemeinen Information und hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit!!!
Welche Teile werden für die Vorderachse benötigt?
Welche Teile man benötigt, hängt davon ab, welche Vorderachs-Variante man einbauen will, jede hat sowohl Vor- als auch Nachteile: Die breite Plusfahrwerks-Vorderachse hat ein deutlich besseres Fahrverhalten, weil die Störkräfte durch zahlreiche Veränderungen sehr viel weniger auf das Lenkrad übertragen werden (z.B. kleinerer Lenkrollhalbmesser durch nach außen verlagerte Traggelenke), wodurch das Fahrzeug auch auf schlechten Straßen und/oder bei starkem Beschleunigen noch beherrschbar bleibt. Die Plusachse hat außerdem auch eine breitere Spur, was zwar die Fahreigenschaften noch weiter verbessert, leider schränkt das aber auch die Felgenwahl aus Platzproblemen der Golf II Kotflügel deutlich ein.
Die schmale 4-Loch Golf II Achse hat den Vorteil, auf für den Golf II gängigere und günstigere Felgen zurückgreifen zu können. Man kann dabei auch viele bereits vorhandene Golf II Achsenteile weiterverwenden, wird aber auch das Lenkrad in einigen Situationen fester halten müssen, als es mit der Plusachse nötig wäre - das gilt besonders bei sehr breiten Rädern/Felgen und kleinen Einpresstiefen!
Eine Mischung aus beiden Varianten wird oft wegen einer speziellen Felgenwahl oder auch bei bereits vorhandenen Felgen erwünscht, ist jedoch oft viel schwieriger zu realisieren als gedacht und vereint oft nur die Nachteile von beiden!
Unabhängig von der Wahl der Vorderachse sollte man unbedingt die hinteren Gummilager der Querlenker kontrollieren und ggf. ersetzen! Beim Ersetzen sollte man sich die Einbaulage der alten Lager merken, oft sind auf den Querlenkern Punkte oder Pfeile eingepreßt, nach denen die Lager ausgerichtet werden müssen, die dickere Seite der Lager muß nach außen zum Rad zeigen! Durch die Lager und den Aggregateträger sind dünne Führungshülsen gesteckt, in die später die Befestigungsschrauben des Aggregateträgers geschraubt werden, diese Blechhülsen sind meist völlig festgerostet und werden beim Ausbau fast immer zerstört, deshalb sollte man sich diese gleich neu besorgen (2x 191 407 190 A je 0,64 Euro)! Bei neueren Aggregateträgern sind diese Hülsen oft nicht mehr nötig, also nur welche einbauen, wenn auch vorher welche drin waren!
Hier nun die mir bekannten Möglichkeiten:
- Die schmale 4-Loch Golf II Achse:
Für die schmale Golf II Achse, benutzt man ganz normale Golf II Querlenker (die sind alle gleich, egal ob 55PS oder G60 Golf II oder auch 4-Loch Corrado oder Seat Toledo, Ibiza, Corodba... !) und Antriebswellen vom Golf II mit 100mm Getriebeflansch-Anschlüssen. Die Antriebswellen können von normalen GTI, vom 16V oder vom G60 sein (natürlich auch vom 4-Loch Corrado oder Seat Toledo, Ibiza, Cordoba...). Es empfiehlt sich die Wellen von stärker motorisierten Modelle zu benutzen, weil diese stärkere Gelenken haben, man kann aber trotzdem auch bedenkenlos die Wellen aus einem GTI oder sogar aus einem 90PS Golf (manche der letzten Baujahre des 90PS Golfs hatten auch die 100er Flansche) einbauen, nur sollte man bei einem möglichen Wechsel/Neukauf lieber auf die stabileren vom 16V oder G60 umrüsten.
Als Radlagergehäuse (für 256mm und 280mm Bremsen) eignen sich die vom Golf II 16v (ab Mod. 90), die vom Golf II G60, sowie vom Golf III, Passat 35i oder Corrado (nur 4-Loch, ab 256mm) ebenso wie die vieler Seat Modelle. An jedes Radlagergehäuse, an dem eine 256mm Bremse verbaut war, paßt auch eine 280mm Bremse, bei der Verwendung von ABS, sollte man aber auf vorhandene Bohrungen für die ABS-Fühler achten und auf ABS-Rotoren an den Radnaben! Die "kleinen" Radlagergehäuse der 239er Bremsen können leider nicht weiter verwendet werden!
Weiterhin ist noch ein Stabilisator nötig, wegen des hohen Gewichtes ist möglichst der G60 Stabi zu benutzen, der "kleine" vom 90PS, GTI und 16V ist für den VR6 etwas zu schwach! - Die breite 5-Loch Plus-Achse:
Man benötigt dazu Querlenker, die längeren Antriebswellen, den Stabi mit den passenden Koppelstangen und die Spurstangen von einem Golf III oder Corrado mit 5-Loch Bremsen und komplette Radlagergehäuse von einem Golf III, Corrado oder Passat mit 5-Loch Bremsen. Es muß nicht zwingend eine Achse vom VR6 sein, ab dem GTI hatte z.B. der Golf III auch schon die gleiche VA. Bei den ersten Passat-VR6-Modellen von 1991(!) gab es noch kein Plusfahrwerk, Teile dieses seltenen Modelles sind für die breite Plus-Achse nicht geeignet! - Die schmale 5-Loch-Achse:
Man kann nicht einfach Teile von 4- und 5-Loch-Achsen miteinander kombinieren, weil durch das Plusfahrwerk fast alle Teile verändert wurden (Verzahnung der Außengelenke der Antriebswellen, Länge der Wellen und Querlenker, Form und Befestigung des Stabis, Form der Spurstangenköpfe, alle Hebel und Winkel der Radlagergehäuse, Form der Bremsscheiben, ...). Auch wenn man manche Teile miteinander verschrauben kann (teilweise mit kleinen Änderungen), rate ich dringendst davon ab, weil dadurch ungünstige und gefährliche Fahreigenschaften entstehen können!!!
Wenn man dennoch eine 5-Loch Achse mit schmaler Golf II Spur einbauen will, gibt es nur eine einzige Möglichkeit: Die Radlagergehäuse des Passat VR6 vom Mod 91 (8/90 bis 7/91). Zu dieser Zeit gab es noch kein Plusfahrwerk und den VR6 nur im Passat, so daß es nur in diesem Modell die schmale 5-Loch-Variante gab! Zum Einbau dieser Achse in den Golf II sind nahezu die gleichen Teile nötig, wie bei der schmalen 4-Loch-Achse (siehe oben)! Abweichend davon braucht man noch folgendes:
Hat man nicht die seltenen, kompletten Radlagergehäuse von einem dieser 91er Passat-VR6, kann man jedes Radlagergehäuse benutzen, das auch für die schmale 4-Loch-Achse geeignet wäre! Man muß allerdings dort mit neuen Radlagern die seltenen Naben vom 91er VR6 Passat einpressen und falls gewünscht, auch die ABS-Rotoren vom diesem Passat benutzen! Dann braucht man nur noch die Bremsscheibe des 91er-VR6-Passats und die Außengelenke beliebiger 5-Loch-Antriebswellen an die kürzeren Golf II Wellen zu montieren und kann alles weitere wie bei der schmalen 4-Loch-Achse zusammen bauen! Die Außengelenke sind nötig, weil jede 5-Loch-Nabe die größere Verzahnung hat, so daß die normalen Außengelenke der kurzen Golf II Achse nicht mehr passen! Selbstverständlich sollte man nur die Antriebswellen mit 100mm Innenflansch benutzen, die "kleineren", 90mm Wellen sind ungeeignet!
Besonderheit ist hierbei die Bremsscheibe des 91er VR6 Passat, diese hat die gleiche Form wie die des G60, aber eben fünf Löcher! Alle späteren 5-Loch-Bremsscheiben haben schon den flacheren Topf der Plusachse und können hier nicht benutzt werden! Beim Bremsscheibenkauf ist deshalb ganz besonders darauf zu achten, daß man die Scheiben des VR6-Passats von 8/90 bis 7/91 bekommt und diese eben NICHT die gleichen wie z.B. späterer Modelle oder des Golf III oder Corrados sind! Weil sie so selten verbaut wurden, sind sie auch oft teurer und nur von drei Herstellern zu bekommen: direkt von VW, von TEXTAR oder seit kurzem auch von Zimmermann. Es gibt auch nur Standard-Scheiben, also keine gelochten oder geschlitzen usw.!
Weitere Besonderheit dieser Achse ist die Nabe und der dazugehörige ABS-Rotor! Teile von der breiten 5-Loch-Plusachse können nicht benutzt werden!
Die 5-Loch Nabe des 91er Passats ist im Durchmesser der Auflagefläche der Bremsscheibe etwas kleiner, alle anderen 5-Loch Naben passen daher nicht in den Topf der Passat-Scheibe hinein! (Evtl. kann man eine neuere Nabe etwas abdrehen, um sie passend zu machen!). Der ABS-Rotor ist auch nur in diesem Modell verbaut worden! Die Form ist der des G60 Rotors sehr ähnlich, dieser würde aber nicht an eine 5-Loch Nabe passen. Alle späteren Rotoren der Plusachsen sind wegen der geänderten Topftiefe der Bremsen deutlich flacher und würden bei der Passat-Achse die ABS-Sensoren nicht mehr erreichen. Will man ABS einbauen, man muß also zwangsläufig diesen Passat-Rotor verwenden! - Die breite 4-Loch-Achse:
Ob es möglich ist, die breite Plusachse mit einer 4-Loch-Anbindung zu bauen, bin ich mir noch nicht sicher, ebenso über den Sinn und die Zulassungsfähigkeit einer solchen Achse, trotzdem hier kurz meine bisherigen Informationen: VIELLEICHT (!) ist es möglich, eine komplette Plusachse mit Polo 6N Naben und Bremsscheiben zu kombinieren und so eine 4-Loch-Plusachse zu bauen! Ich selbst habe das aber noch nicht versucht und wäre über weitere Informationen dankbar!
Welche Teile werden für die Hinterachse benötigt?
Als Hinterachse kann man alle Achsen vom Golf II ab 90PS verwenden, ebenso wie alle Corrado, Golf III, Seat Toledo (1L0), Ibiza oder Cordoba Achsen. Diese Achsen haben alle einen lastabhängigen Bremskraftregler, der für hintere Scheibenbremsen zwingend nötig ist! (Ausnahme: ABS Anlagen der letzten Baujahre kommen ohne diesen Regler aus!) Die Achsen unterscheiden sich nur wenig voneinander, so sind teilweise die Befestigungspunkte für Bremsleitungen und Handbremsseile etwas versetzt angebracht, Achsen für ABS haben zusätzliche Befestigungspunkte für die Kabelhalter, bei älteren Achsen werden die Handbremsseile durch zusammengebogene Blechlaschen gehalten, bei neueren (ab Mod. 90) gibt es spezielle, aufgesteckte Halteclips, manche haben seitlich noch weitere Verstärkungen aufgeschweißt und Golf III Achsen haben einen anderen, neuen Bremskraftregler. Die Achsen unterscheiden sich auch in der Länge und breite, so sind z.B. Golf III (nicht Cabriolet) und Corrado VR6 Achsen etwas breiter und länger, die Räder stehen im Radkasten also weiter außen und hinten, außerdem haben sie die größeren G3-Achslager. Einige Seat-Achsen sind eher schmaler und speziell geformt, damit Felgen mit größeren Einpresstiefen noch passen, die bei anderen Achsen schon am Achskörper schleifen würden! - Die Auswahl ist also riesig, möglich sind aber fast alle! Viele TÜV-Prüfer bestehen aber darauf, daß in dem V-Profil der Achse ein Stabi sein muß, um so den Serieenzustand eines Fahrzeugs mit vier Scheibenbremsen herzustellen, ich bin mir aber nicht sicher, ob eine HA ohne Stabi beim Fahrverhalten eines eher kopflastigem VR6-Umbaus sogar von Vorteil sein kann!
Bei der ausgebauten Hinterachse, sollte man auch gleich die vorderen Gummi-Achslager überprüfen und evtl. erneuern. Das ist im eingebauten Zustand fast unmöglich und erfordert Spezialwerkzeuge. Wer diese nicht hat, sollte die Lager deshalb von einer Werkstatt einpressen lassen!
Für den Bremskraftregler ist der passende linke Lagerbock nötig, der rechte ist bei allen Golf II-Modellen der gleiche! (Beim Einbau einer Golf III Achse müssen beide Seiten getauscht werden!) Der Regler sollte leichtgängig und in gutem Zustand sein. Mit Ausnahme des neuen Golf III Reglers, sind die älteren Regler auch im Polo und Passat verbaut worden, Unterschiede gibt es nur bei den eingehängten Federn. Die Einstellung des Reglers durch Verschieben der Befestigungsrolle der Feder an dem Halter der Hinterachse sollte nur von einem Fachmann durchgeführt werden - eine zu stark gespannte Feder führt zum Überbremsen der Hinterräder und kann lebensgefährlich sein!!! Bei Serienfahrzeugen wird das Verhältnis zwischen Bremsdruck an der vorderen und hinteren Bremse verglichen und mit der Reglereinstellung verändert - weil aber tiefere und härtere Fahrwerke völlig anders aus- und einfedern als Serienfahrwerke, ist diese Methode nur bedingt sinnvoll! Aufschlußreicher sind Bremsversuche auf großen freien Flächen (ohne Gefährdung anderer!) mit Hilfe eines außenstehenden Helfers/Beobachters, der darauf achtet, daß die Hinterräder nicht vor den Vorderrädern blockieren dürfen - im Zweifelsfall ist es besser den Bremskraftregler etwas schwächer einzustellen, als durch blockierende Hinterräder die Kontrolle über das Fahrzeug zu verlieren! Auch bei ABS-Fahrzeugen ist die Einstellung des Reglers sehr wichtig, weil das ABS erst dann eingreift, wenn die Räder schon anfangen zu blockieren - und das ist im Zweifelsfall schon zu spät!
Welche Bremsen müssen/können vorn eingebaut werden?
Am besten geeignet und am leichtesten zu bekommen sind vorn die 280mm Bremsen vom Golf/Corrado/Passat G60 oder des Golf III/Corrado/Passat VR6. Wer eine 5-Loch-Achse fahren will, kann auch die 288mm Bremse der letzten Modelle oder gar vom Golf IV, Audi S3 oder TT benutzen, während man bei der 4-Loch-Variante deutlich eingeschränkter ist:
Mit den 280/288mm Bremsen hat man am wenigsten Probleme beim TÜV, muß aber mindestens 15" Felgen fahren. (einzige mir bekannte Ausnahme sind speziell für die G60 Bremsen geänderte 14" Revolution Wheels/Schmidt Th-Line Felgen mit entsprechender ET)
Bei den 280mm Bremsen sind alle Sättel nahezu baugleich und untereinander austauschbar, so kann man die G60 Bremsen z.B. auch an die 5Loch-Radlagergehäuse schrauben oder auch eine VR6 Bremse an Radlagergehäuse eines G60, einziger Unterschied ist der Hersteller der Sättel, beim G60 war es Girling, beim VR6 Lucas. Aber Vorsicht: Wenn "Girling 54" oder "Lucas 54" drauf steht, wuß der Sattel nicht zwangsläufig auch an die 280mm Bremse passen. Äußerlich kaum zu unterscheiden, könnten es auch die Bremssättel der 256mm Bremse sein! (Siehe weiter unten!). G60- oder VR6-Sättel sind recht gefragt und werden daher oft überteuert angeboten. Wer das umgehen will, kann sich auch nach Audi 100 Bremsen (Typ 44) umschauen! Bei diesem Modell wurden die als G60-Bremsen bekannten Sättel nämlich schon viel früher und weitaus häufiger verbaut! Sucht man also nach den "Girling 54" Sätteln der 280mm Audi-Bremse, kann man am Schrott oft viel Geld sparen!
Bei den Haltebügeln unterscheiden sich nur die, der ersten G60-Modellen von den späteren etwas an den Auflagestellen/Haltepunkte der Bremsbeläge, anfangs waren es die gleichen Bügel, wie auch im Audi 100 verbaut wurden, später wurden sie durch neue ersetzt, die auch noch beim VR6 mit 280mm Scheibendurchmesser benutzt wurden. Wahrscheinlich wurden die Bügel wegen Quietschgeräuschen oder festrostender Belägen durch die neuen ersetzt, für den VR6-Umbau kann man aber beide Versionen benutzten - sollte sich aber für eine Version entscheiden und nicht etwa rechts und links unterschiedliche Bügel einbauen!
Die neuere 288mm VR6-Bremse ist komplett anders und kann nicht an die G60 Radlagergehäuse gebaut werden, sondern nur in Verbindung mit der 5-Loch Plusfahrwerksachse.
Mit etwas Glück bekommt man auch noch die 256mm Bremse (z.B. vom Golf II 16V) eigetragen, beim 2,9er wird das aber schon sehr schwierig!
Die Sättel dieser 256mm 16V Bremse sehen den G60/VR6 Sätteln zum verwechseln ähnlich und haben sogar den gleichen Kolbendurchmesser (54mm), sie sind aber etwas schmaler (2mm), so daß die 280mm Scheibe nicht mit neuen Belägen hinein passen würde (die 256er Scheiben sind 20mm dick, die 280er aber 22mm, während die Beläge vom 16V und G60 die gleichen sind). Auch die Haltebügel unterscheiden sich etwas wegen des kleineren Scheibendurchmessers von denen der 280mm Bremse.
Wie man die 239mm Bremse vom GTI noch legal eingetragen bekommt, ist mir ein Rätsel (sieht man ja manchmal in Zeitschriften), ich empfehle aber unbedingt die 280er oder 288er Bremse!
Auch bei Seat wurden alle diese VW-Bremsen verbaut, die man natürlich ebenso für einen Umbau verwenden kann! Weil viele nicht wissen, daß sie baugleich mit den VW-Bremsen sind, kann man auch diese oft recht günstig bekommen!
An die 280mm Scheibe kann man wahlweise auch noch die sog. "Audi S2 Bremse" montieren Diese Bremssättel passen mit den dazugehörigen Bügeln sowohl an die 4-Loch- also auch an die 5-Loch-Radlagergehäuse, nur selten muß man die Staubschutzbleche vorn, unter den Sätteln etwas kürzen. Leider hatte diese Audis keinen 280mm Scheibendurchmesser, sondern nur 276mm, so daß die Beläge etwas weiter innen auf der Scheibe liegen und außen ein ca. 2mm größerer Rand unbenutzt bleibt während innen die Beläge etwas "ins Leere" greifen können! Außerdem ist die Adui Scheibe 25mm dick, während die G60 oder die VR6 Scheibe nur 22mm dick ist. dadurch läuft die Scheibe nicht exakt mittig durch den Bügel, was aber bei der Bremswirkung nichts ausmacht! Wer es ganz genau haben möchte, müßte also 1,5mm dichte Scheiben zwischen Bügel und Radlagergehäuse legen, theoretisch könnte man bis zu 3mm zwischenlegen, um z.B. eine größere Freigängigkeit zur Felge zu erreichen. (Weil ich aber nicht weiß, wie sich soetwas auf die Haltbarkeit der Verbindung zwischen Radlagergehäuse und Bügel auswirkt und ob die Schraubenlänge noch ausreicht, rate ich davon eher ab!)
Diese Doppelkolben-Bremssättel gibt es aber in zwei Ausführungen! Für den Audi 100/200 in der "ablaufenden Version" bei dem der kleinere Kolben oben sitzt und für den Audi 80 B3/B4 (S2, V6) in der "auflaufenden Version" mit dem kleinen Kolben unten! Ablaufend sind auch die Golf-Bremsen, der Sattel sitzt also vor der Nabe und die Scheibe bewegt sich beim vorwärts fahren von oben nach unten durch den Sattel, deshalb sind eigentlich die Audi 100/200 Bremsen viel besser geeignet, als die "echten" S2-Bremsen. Beim Audi 80/90/Coupe (B3/B4, S2, V6) sitzen die Sättel nämlich hinter der Nabe und die Scheibe läuft von unten noch oben durch den Sattel. - Genau aus diesem Grund ist mal der kleinere Kolben oben und mal unten, besser ist es also, wenn der kleinere oben sitzt! Während die "echten" S2-Sättel vom B3/B4 schwierig zu entlüften sind, hat man bei den "besseren" Audi 100/200 Sätteln oft Probleme mit der Länge der Bremsschläuche.
Die im Vergleich zu Porsche- oder Brembo-Bausätzen recht günstige Umrüstung, kann aber auch zu Probleme bei der Eintragung führen, außerdem kann es durch den etwas größeren Audi-Bügel und -Sätteln bei manchen Felgen sehr eng werden!
Häufig vernachlässigt wird das Ersatzrad - Daß man bei 5-Loch-Bremsen auch ein entsprechendes 5-Loch-Ersatz-/Notrad braucht, dürte einleuchtend sein, daß man für die G60-Bremse auch ein größeres 15"Notrad braucht, weil das "kleine" 14"Notrad eines ehemals mit 239mm oder 256mm Bremsen ausgerüstetem Golfs nicht über die 280mm Scheibe paßt, merken viele erst, wenn sie eine Panne haben! Wenn man vorn und hinten die gleiche Radgröße fährt, könnte man sich zwar noch mit endlosem hin- und herwechseln der Räder aushelfen und so das Notrad an der Hinterachse montieren, besser ist es aber gleich ein passendes Notrad von einem G60-Modell mitzuführen!
Welche Bremsen müssen/können hinten eingebaut werden?
Hinten muß man Bremssättel mit 38mm Kolbendurchmesser einbauen. Zu diesen Bremssätteln kursieren oft falsche Informationen, deshalb hier eine kurze Erklärung/Richtigstellung:
Bis Mod 87 hatten Fahrzeuge mit Scheibenbremsen (ohne ABS) 36mm Sättel an der Hinterachse, nur ABS-Fahrzeuge hatten damals schon die 38er. Alle Golf II ab Mod. 88 hatten hinten IMMER die 38mm Sättel - egal, ob mit oder ohne ABS!!! Man erkennt die Sättel abgesehen von einer eingegossene "36" oder "38" auch an folgenden Merkmalen:
- 36er Kolben lassen sich mit einem 14mm Inbusschlüssel einstellen, für 38er benötigt man einen speziellen Schlüssel (oder einen kompletten Rücksteller)
- bei 36er Sätteln wird der Bremsschlauch unten am Sattel und das Handbremsseil oben angeschlossen, bei 38ern ist es ungekehrt - Schlauch oben, Seil unten
Man kann auch problemlos sämtliche 38er Sättel vom Golf III, Corrado, Passat, Seat Toledo, Ibiza, Cordoba oder sogar Volvo V70 einbauen, wobei die besten die der neueren Modelle ab ca. 94 sind. Während die Bremswirkung bei der Fußbremse bei allen 38er Sätteln gleich ist, wurde die Handbremsmechanik komplett überarbeitet, so daß die Handbremswirkung deutlich besser wurde und auch die beweglichen Teile weniger rostanfällig sind (die Feder ist außen völlig verschwunden und einige Modelle hatten auch Tilgergewichte an den Hebeln). Diese Sättel wurden übrigens auch schon vorher im Volvo V70 eingebaut und sind neu sogar ca. 50 Euro billiger, als die alten Golf II Sättel. (Etwa zu dieser Zeit gab es bei Volvo auch die ersten TDI-Motoren... - na, wenn das kein Zufall war!) Diese Sättel sind etwas breiter, weshalb die VR6 Beläge bei diesen Sätteln entsprechend dicker sind, sie passen aber trotzdem noch problemlos an die Golf II Bügel und auch die alten Handbremsseile können weiter benutzt werden! Es gibt aber unterschiedliche Handbremsseile für den Golf II: Modelle bis 88 hatten noch den alten Handbremsgriff, ähnlich wie im Golf I, Modelle ab 89 haben den neuen, der dem Golf III Griff schon sehr nahe kommt. Während bei den alten Karossen nur die alten Golf II Handbremsseile der ABS-Version passen, kann man in der neueren Karosse auch die vom Golf III oder Corrado einbauen, wobei es mindestens eine mögliche Kombination geben soll, bei der die Seile zu kurz sein sollen. In Zweifelsfall also die vom Golf II ab Mod89 benutzen!
Die Haltebügel sind bei den hinteren Bremsen immer gleich geblieben, nur die beweglichen Führungs- und Haltebolzen für die Sättel haben sich beim Wechsel vom 36er auf 38er Sättel verändert, bei den alten waren alle gleich, bei den neueren gibt es obere und untere Bolzen. Die oberen Bolzen haben an den Kanten der Sechskantköpfen zwei angedeutete Nuten, die untern nur eine! Bei genauerem Betrachten, stellt man auch fest, daß die Bolzen in der Führungsbuchse der Bügel unterschiedlich abgestuft sind, vermutlich soll das auch wieder Bremsgeräusche vermindern.
Je nach verwendeter Bremsscheibe kann man hinten ganz einfach von 4Loch auf 5Loch Bremsen tauschen (oder auch umgekehrt), weiter Veränderungen sind dazu hinten nicht nötig!
Welche Brems-Schläuche und Leitungen müssen/können eingebaut werden?
Wenn das Fahrzeug bereits über einen Bremskraftregler (BKR) an der Hinterachse verfügt (ab 90PS), können die Leitungen unverändert beibehalten werden. Ehemals schwächer motorisierte Modelle ohne BKR müssen entsprechend umgerüstet werden, das gleiche gilt auch für den Einbau einer HA mit neuem BKR (z.B. vom Golf III), hier kann es sogar nötig werden, die alten Halter der Schläuche an der Karosse zu entfernen oder wenigstens zu verbiegen!
Wenn eine ABS-Bremsanlage nachgerüstet werden soll, müssen fast alle Leitungen getauscht oder zumindest umgebogen werden! Viele benötigte Leitungen bekommt man bei VW schon in der passenden Länge (nur bei älteren Modellen bis 87 aufgelistet!), sie lassen sich leicht mit den Händen in die gewünschte Form bringen! Dabei keine zu engen Radien wählen, sonst entstehen Engstellen und Knicke! Ein rundes Stuck Holz oder auch ein Schraubendrehergriff sind dabei recht hilfreich und schont die Daumen!
Während die Schläuche an der Hinterachse bei Scheibenbremsen immer gleich sind, hängt die Wahl der nötigen Bremsschläuche an der Vorderachse vom jeweiligem Fahrzeug ab. Bei der schmalen Achse und einer normalen Karosse (kein G60) müssen auch die normalen Golf II Schläuche benutzt werden, während beim G60 auch dessen Schläuche nötig sind! Bei einer breiten Achse sollte man besser auch die längeren VR6-Schläuche einbauen, leider passen oft die alten Halter nicht mehr ganz zu den neuen Schläuchen!
Es ist unbedingt darauf zu achten, daß bei maximalem Lenkeinschlag bei sowohl komplett ein- und ausgefedertem Rad die Schläuche niemals unter Spannung stehen und auch nicht am Rad/Reifen schleifen können! (Beide Lenkrichtungen und beide Seiten kontrollieren!)
Welcher Hauptbremszylinder wird bei Umbauten ohne ABS benötigt?
Zu den 54mm Girling/Lucas-Bremssätteln an der Vorderachse gehört normalerweise auch der größere 22mm Hauptbremszylinder (HBZ) mit einem 9" Bremskraftverstärker (BKV)! Diesen HBZ gab es im Golf II aber nur in neueren 16V Modellen (ab 8/89) und beim G60 in Auslandsversionen (ein deutscher G60 hatte immer ABS). Weitaus häufiger findet man ihn im Passat 35i, Corrado, Seat Toledo, Ibiza und Cordoba (wenn diese kein ABS hatten). Ohne ABS ist der 22er HBZ die einzige, richtige und legale Variante!!
Man kann zwar die 280mm Bremse auch mit dem kleinen 20mm HBZ (wie er in ALLEN Golf II war) fahren, die Bremswirkung ist nur geringfügig schlechter aber: Wenn es beim TÜV auffällt, kann es Probleme geben!!
Wenn man von dem kleinen 7" BKV auf den größeren 9" BKV umrüstet, muß man auch das Bremspedal austauschen! Ab dem 9" BKV wurde eine Bohrung am Pedal um ca. 5mm versetzt, so daß das Pedal vom 7" BKV tiefer sitzen würde und sich der Bremslichtschalter nicht mehr richtig einstellen ließe und deshalb das Bremslicht dauerhaft leuchten würde.
Welches ABS-System wird benötigt?
Grundsätzlich ist ABS für einen VR6-Umbau nötig, auch wenn einige Prüfer darauf bestehen! Eingebaut werden kann fast alles: Am leichtesten ist wohl ein Golf II ABS nachzurüsten (nur das neuere aus ALU), hier paßt auch der Kabelbaum perfekt, nur bei Karossen vor Mod 90 müssen noch einige Löcher für die Kabelführung gebohrt werden. Diese System gab es auch kombinieert mit EDS (Elektronischer Differenzialsperre), was bein Anfahren bis 40km/h hilfreich sein kann!
Das Corrado ABS ist fast das gleiche wie im Golf II, nur der Kabelbaum ist ein anderer. Dadurch kann man das Steuergerät nicht wie original am Heckblech befestigen, was zu Platzproblemen führen kann! Das alte Golf II und Corrado ABS ist "nur" ein Dreikreis-Systeme und außerdem eher langsam! Die neueren vom Golf III, Passat oder Seat sind deutlich besser, ihr Einbau aber oftmals aufwendiger! (Das Bremspedal des Golf II paßt nicht immer an den HBZ, der elektrische Anschluß ist nicht ganz so leicht und der Platz für das Steuergerät ist auch nicht am Heck!)
Für das ABS müssen Radlagergehäuse (VA) und Achszapfen (HA) mit Drehzahlsensoren und Radnaben (VA) und Bremsscheiben (HA) mit ABS-Rotoren ausgestattet sein! Für die Rotoren an den hinteren Bremsscheiben sind auch entsprechende innere Radlager-Abdeckungen für ABS nötig, die normalen passen nicht und müssen bei einer Nachrüstung ersetzt werden. (Zum Verständnis: Gemeint sind die Blechringe, die auf den Achszapfen gepresst werden müssen - also hinter der Bremsscheibe!)
Die Kabel der ABS-Sensoren verlaufen an der Hinterachse in speziellen Halterohren, die nicht bei jeder Achse befestigt werden können, weil ältere, einfache Achsen oft die Haltepunkte nicht besitzen! (Man kann sie aber auch mit Doppelkopf-Nieten selbst anbringen, diese wurden z.B. beim Opel Rekord zur Befestigung der Zierleisten oder beim Schweller des Corsa A GSI benutzt.)
Die ABS-Kabel führen unter dem Hitzeblech des Mitteltopfs ins Fahrzeug-Innere unter die Rückbank. Bei neueren Golf-Karossen (ab ca. 90) sind dort bereits zwei Gummistopfen, bei älteren muß gebohrt werden. Die Stecker werden mit entsprechenden Haltern unter der Rückbank befestigt und mit dem Hauptkabelbaum verbunden. Besonders im Auspuffbereich sollte man auf genügend Hitzeschutz und Abstand achten. Bei Fahrzeugen mit serienmäßigem ABS sind in der Nähe der Hinterachs-Halteböcke Kabelhalter angeschweißt, man kann die Kabel aber auch mit Kabelbindern an den Bremsleitungen befestigen. (Sieht mancher TÜV-Prüfer aber nicht gern!)
Vorn gibt es je nach Modell unterschiedliche Kabelhalter im Radkasten, von denen die ABS-Kabel durch Löcher hinten, unten im Domhaus in den Motorraum führen. Die Löcher sind wieder nur bei neuen Modellen vorhanden und zum Teil sehr dick mit Steinschlagschutz lackiert, so daß man die Blindstopfen kaum findet. Im Motorraum sind sie je auf der Rückseite der Domhäuser ganz unten unter dem Kühlwasserbehälter und dort, wo die Benzinleitungen in den Motorraum führen. Hat man die Löcher nicht, kann man sie entweder selbst bohren oder die Kabel wieder an den Bremsleitungen befestigen. Hier ist wieder darauf zu achten, daß das Kabel bei vollem Lenkeinschlag nicht unter Spannung steht, nicht am Rad oder der Antriebswelle schleift und auch nicht zwischen die Fahrwerksfeder geraten und eingeklemmt werden kann! Die Stecker werden normalerweise auf den Domen festgeschraubt, die Befestigungbolzen sind aber nur selten vorhanden, bzw. müssen beim Einbau einer Domstrebe entfernt werden. In solchen Fällen kann man sie auch mit eine Schraube durch den Halter des Wasserbehälters und durch das Halteblech der Klima-Leitungen befestigen.
Der Haupt-ABS-Kabelbaum führt hinter der Relaisplatte und hinter dem Gebläsemotor in den Motorraum, deshalb sollte man beim Einbau einer Klima-Anlage den Kabelbaum unbedingt vorher verlegen, nachträglich hat man keinen Platz mehr! Bei einigen Kabelbaumversionen sind es auf der Beifahrerseite so viele Kabel, daß man schon bei einem normalem Gebläsekasten große Schwierigkeiten bekommt! Das ABS besitzt einen Fehlerspeicher, den man selbst per Blink-Code abfragen kann, die entsprechenden Kabel findet man unter dem Schaltsack.
Auch beim alten Golf II ABS paßt das Pedal vom 7" BKV nicht und muß gegen das vom 9" BKV, das auch bei ABS verbaut wurde, ausgetauscht werden!
Wie entlüftet man ein ABS-System?
Man entlüftet die alte Golf II ABS-Anlage in der üblichen Reihenfolge, angefangen bei der längsten Leitung bis zur kürzesten (HR, HL, VR, VL). Während die Vorderachse wie bei normalen Bremsanlagen durch "pumpen" oder besser mit einem Entlüftungsgerät entlüftet werden kann (bei ausgeschalteter Zündung!), muß man bei der Hinterachse anders vorgehen:
Man kann die hinteren Bremsen nicht wie üblich entlüften, weil diese nur indirekt über das ABS-System angesteuert werden und nicht direkt über das Pedal (Beim völligen Ausfall des ABS-Systems bremst man also ohne Bremskraftverstärkung nur mit den Vorderrädern!!). Um die hinteren Bremsen zu entlüften, schaltet man die Zündung ein (die Pumpe läuft dann) und tritt einfach das Pedal (ohne zu "pumpen") und öffnet die Entlüftungsventile an den Sätteln. Das ABS versucht, Druck aufzubauen bzw. zu halten und pumpt selbständig Bremsflüssigkeit nach, bis die Luft entwichen, die Ventile wieder geschlossen und der Druck aufgebaut ist. Dabei besonders auf den Flüssigkeitsstand im Behälter achten und die Pumpe nicht zu lange laufen lassen, besser mal eine Pause zum Abkühlen machen! Meist reicht 1l Bremsflüssigkeit zum Entlüften nicht ganz aus!
Um die hinteren Bremssättel entlüften zu können, muß der Hebel des Bremskraftreglers gezogen werden, um das Ventil im inneren zu öffnen, weil dieser bei entlastetem Fahrzeugheck die Bremsleistung hinten reduziert, um ein Ausbrechen des Hecks zu vermeiden. Bei angehobenem Fahrzeug ist das Ventil deshalb fast vollständig geschlossen, so daß ein Entlüften ohne den Hebel zu ziehen nicht möglich ist. Man kann einen U-förmig gebogenen Nagel durch eine Bohrung im Hebel und durch eine weitere Bohrung am Bremskraftreglergehäuse (jeweils an der Oberseite) stecken und das Ventil so in geöffneter Stellung arretieren, um dann bequem entlüften zu können. Danach sollte man aber unbedingt darauf achten, daß der Nagel wieder entfernt wird, damit der Regler wieder richtig funktionieren kann. Vergisst man ihn dort, kann schon eine kurze Probefahrt sehr gefährlich werden!
(Das gilt natürlich auch für Fahrzeuge ohne ABS - der Bremskraftregler ist schließlich der gleiche!)