Welche Unterschiede gibt es bei VR6 Motoren?
Es gibt zwei unterschiedliche Hubraumvarianten: 2.8l (2795ccm) mit 128kW/174PS und 2.9l (2861ccm) mit 140kW/190PS.
Eingebaut wurde der 2.8l Motor im Golf III, Passat und US-Corrado, später gab es ihn dann auch im Sharan und in abgeschwächter Form im T4. Die 2.9l Version blieb vorerst dem Corrado vorbehalten und wurde aber dann auch in den Syncro-Modellen von Golf III und Passat eingebaut. Mercedes Benz hat den kompakten, quer eingebauten Sechszylinder übrigens auch in der V-Klasse (Vito) eingebaut. Für alle, die jetzt an eine Motorabdeckung mit Stern unter einer Golfhaube denken - nein, die paßt leider nicht, Mercedes hat nur den Motorrumpf übernommen und eine eigene Einspritzanlage gebaut.
Die VW-Motorabdeckung mit "VR6-DOHC"-Schriftzug ist übrigens als Ersatzteil entfallen, sie wurde durch eine mit "VR6- 2.8"-Aufdruck ersetzt - einfach genial, besonders, wenn man einen 2,9er hat. Die neutrale DOHC Abdeckung weiterzubauen und die 2.8er entfallen zu lassen, wäre vielleicht geschickter gewesen, aber so weit denkt man bei VW wohl nicht... Ab etwa Bj. 94 wurden die VR6 Motoren (2.8l und 2.9l) überarbeitet und mit einer neuen Motorelektronik ausgestattet, erkennbar an der verteilerlosen Zündung, einer geänderten Drosselklappe, einem anderen Luftmassenmesser, usw...
Oft wird darüber gefachsimpelt, ob der ältere oder der neuere Motor der bessere ist. So heißt es z.B., daß der ältere stärker und leichter tunebar sei, es gibt jedoch auch gerade alte Motoren, die bedingt durch höhere Herstellungstoleranzen deutlich schwächer sind. Außerdem sind die Ansaugbrücken früher zur Glättung innen sandgestrahlt worden, so daß manchmal Rückstände haften blieben, die sich erst später lösten, um dann höheren Verschleiß und sogar Motorschäden zu verursachen. Der neue Motor hat eine deutlich kleinere Leistungsstreuung und soll außerdem sparsamer sein. Allen 2.8l Motoren genügt übrigens Super bleifrei, während die selteneren und begehrteren 2.9l Super Plus benötigen. Weil es in den USA kein Super-Plus Benzin gibt, wurde dort auch nur der 2.8l Motor im Corrado verbaut.
Bei der 2.9l Version kam es wegen des höheren Drehmoments gelegentlich zu Getriebeschäden, weshalb die Produktion der frontgetriebenen Modelle eingestellt wurde (Information eines Mitarbeiters der Getriebeaufbereitung des VW Werk Baunatal).
Der aktuelle V6 aus dem Golf IV und Bora ist nichts anderes als ein nochmals überarbeiteter 2.8l VR6. Dieser hat 24 Ventile, während der "alte" VR6 nur 12 hat. Mit einer neuen Elektronik hat man dem V6 endlich ein variables Schaltsaugrohr (VSR) spendiert. Bei der Entwicklung des ersten VR6 gab es zwar auch schon ein Schaltsaugrohr, das jedoch kurz vor Serieneinführung aus Kostengründen wieder gestrichen wurde. Dieses VSR konnte man noch einige Zeit bei VW Motorsport Hannover nachträglich kaufen.
Worauf sollte man beim Kauf eines Motors achten?
Besonders bei den 2.9l Motoren ist äußerste Vorsicht geboten!! Es gibt deutlich mehr Motoren aus Unfallcorrados als Corrados, die auch wirklich Unfälle hatten - mit anderen Worten: Aufpassen, daß man sich kein Diebesgut nach Hause holt!
Am besten ist ein Kaufvertrag, in dem auch die Fahrgestellnummer des Fahrzeuges steht. Dies ist außerdem bei Ersatzteilbestellungen sehr nützlich, denn mit der Motornummer allein kommt man nicht besonders weit. Um auf Nummer Sicher zu gehen, empfiehlt es sich, noch einen Zeugen unterschreiben zu lassen, denn so kann einem zumindest strafrechtlich nicht mehr viel passieren.
Wenn der Motor dennoch nicht legal sein sollte, ist er natürlich trotzdem weg, schließlich kann man kein Diebesgut rechtmäßig erwerben. Man kann nur versuchen, sein Geld vom vermeintlichen Verkäufer zurück zu fordern, was aber oft äußerst schwierig und langwierig ist. Den Motor kann man meist recht günstig von der Versicherung des Vorbesitzers ein zweites und legales mal kaufen. Einer Beschlagnahmung des Fahrzeuges, in dem der Motor bereits eingebaut ist, kann man (wenn überhaupt möglich) nur durch eine schriftliche Erklärung entgegenwirken, in der man versichert, weder das Fahrzeug, noch den Motor zu verkaufen.
In jedem Fall bedeutet es eine Menge Ärger - also Finger weg von krummen Geschäften, so etwas lohnt sich einfach nicht!!
Auf welche technischen Dinge muß man beim Kauf achten?
Da fast alle Teile des VR6 Motors viel teurer als bei anderen Motoren sind, sollte man unbedingt auf Vollständigkeit und Beschädigungen achten. Oft ist es besser, einen kompletten Unfallwagen zu kaufen, um zum einen sehen zu können, wie die einzelnen Teile wieder zusammengehören, zum anderen lassen sich vielleicht einige nicht benötigte Teile weiterverkaufen. In meinem Fall lohnte sich das aber nicht, denn außer einem schwarzen Teppich war nichts mehr zu gebrauchen. Außerdem sollte man darauf achten, möglichst alle Kleinteile (Halter, Klammern, Clips) mitzunehmen, oft weiß man gar nicht, wie irgendwelche Kabel/Leitungen richtig festgemacht wurden und bei der Suche nach solchen Teilen kann man so manchen Lageristen beim VW Händler an den Rand des Wahnsinns treiben. (An dieser Stelle ein Gruß an alle, die sich fast täglich mit Bastlern wie mir herumschlagen müssen!!!)
Bei einem Unfallwagen kann natürlich auch der Motor etwas abbekommen haben, daher ist es von Vorteil, wenn man ihn wenigstens kurz anlassen kann. Hat sich das Fahrzeug überschlagen, während der Motor noch lief, und ist auf dem Dach liegengeblieben, kann der Motor kurzzeitig kein Öl mehr bekommen haben - also Achtung, wenn das Fahrzeugdach eingedrückt ist!! Bei Frontschäden, bei denen die Achse beschädigt wurde, könnten die Antriebswellenflansche verbogen sein, außerdem kann der tiefsitzende Motor und das Getriebe den Boden äußerst unsanft berührt haben. Besonders gefährdet sind die Servopumpe, die Ölwanne und die Kupplungsglocke des Getriebes. Wenn die Ölwanne verbeult ist, kann auch die &WCF_AMPERSANDÖlpumpe beschädigt worden sein, diese kostet ca. 140 Euro. Wenn Stücke aus der Kupplungsglocke herausgebrochen sind, hilft oft nur eine neue Getriebehälfte (knapp 400 Euro), wenn man sie nicht pfuschmäßig zusammenkleben will. Bei allen Motorhaltern und -lagern sollte man genau darauf achten, ob sie nicht verbogen, gerissen oder gebrochen sind, im Zweifelsfall lieber neue Teile verwenden!
Was sollte man vor dem Einbau erneuern?
Der große Vorteil des VR6 - seine kompakte Bauweise - ist leider bei Reparaturen gleichzeitig auch sein größter Nachteil. Daher empfiehlt es sich, auch wenn es die Umbaukosten in die Höhe treibt, bei noch ausgebautem Motor folgende Teile zu ersetzen, um sich später viel Arbeit zu ersparen: Wasserpumpe, Keilrippenriemen, Kühlwasserthermostat, Öl- und Wassertemperaturfühler Außerdem sollte man je nach Laufleistung noch die Kohlebürsten, die Kollektorringe und die Lager der Lichtmaschine sowie die Kupplungsscheibe überprüfen und ggf. wechseln. Bei älteren VR6-Motoren (komischerweise hauptsächlich beim Passat) sind die Kettenspanner der Steuerketten oft abgenutzt, was sich durch ein starkes Rasseln bemerkbar macht. Besonders der untere ist äußerst schwer zugänglich (hinter der Kupplungsschwungscheibe) und daher schwierig zu wechseln, während sich beim Wechseln des oberen, der sich häufiger abnutzt als der untere, leicht die Nockenwellen verdrehen können.
Wird das Getriebe wegen Undichtigkeiten oder wegen Beschädigungen geöffnet, sollte man unbedingt auch den Umrüstsatz für das Ausgleichsgetriebe einbauen (ca. 50 Euro). Dabei werden die Nieten, mit denen das Antriebsrad befestigt ist, herausgebohrt und durch Schrauben ersetzt, weil es hin und wieder vorkommt, daß sich die Nieten lösen oder abgeschert werden und dann das Gehäuse durchschlagen. Arbeiten am Getriebe sollten aber nur von erfahrenen Personen durchgeführt werden, auch ich mache das nicht selbst.